ist der beste tag um über das meer nachzudenken

Die stürmische Prognose

Der Blick auf das Handy oder den Computer um aktuelle und gute Wetterdaten zu erhalten ist für uns heute selbstverständlich. Dennoch sollte man immer kritisch und aufmerksam bleiben, denn das Wetter spielt sich nicht am Display ab.

Die­ser Tage fand mit dem Fast­net Race wie­der eine der legen­därs­ten Regat­ten der Welt statt. Die über 600 See­mei­len lan­ge Wett­fahrt hat eine ins Jahr 1925 zurück­rei­chen­de Tra­di­ti­on und führt mit dem Ärmel­ka­nal und der Kel­ti­schen See durch ein über­aus schwie­ri­ges Revier. Flau­ten ste­hen eben­so am Pro­gramm wie star­ke Stürme.

1979 führt das Tief Y zur größ­ten Kata­stro­phe im Segel­sport. Man hat­te die Wet­ter­la­ge zu spät vor­aus­ge­se­hen und das Regat­ta­feld geriet in einen Orkan mit Wind­stär­ken bis zu elf Beau­fort, der zu dra­ma­ti­schen Sze­nen führ­te. Von den 303 gestar­te­ten Yach­ten ken­ter­ten 75, 24 wur­den auf­ge­ge­ben und fünf san­ken. Trotz der größ­ten Ret­tungs­ak­ti­on in Frie­dens­zei­ten ver­lo­ren 19 Men­schen das Leben. 

Nach die­sem Unglück wur­den Sicher­heits­stan­dards für Segel­yach­ten neu über­dacht und wei­ter­ent­wi­ckelt. Vor allem haben sich seit­her die Wet­ter­pro­gno­sen und der Zugang zu Wet­ter­da­ten revo­lu­tio­när ver­än­dert. Das Sturm­tief von 1979 ent­stand durch eine sel­te­ne Kon­stel­la­ti­on und war sehr schwer zu pro­gnos­ti­zie­ren. Den­noch sind sich Meteo­ro­lo­gen einig, dass man den Orkan mit den heu­ti­gen Simu­la­ti­ons­mo­del­len sehr gut pro­gnos­ti­zie­ren könn­te. Man mach­te sogar die Pro­be und spiel­te die dama­li­gen Daten in heu­ti­ge Model­le ein. Man konn­te die Zug­bahn, die Stär­ke und den Zeit­punkt des Orkans nicht ganz genau berech­nen. Aber es war klar, dass man mit die­ser Pro­gno­se die Regat­ta nicht gestar­tet hätte.

Im Bereich der Wet­ter­vor­her­sa­gen hat für uns Seg­ler tat­säch­lich eine sehr erfreu­li­che, eigent­lich revo­lu­tio­nä­re Ent­wick­lung statt­ge­fun­den. Muss­ten wir vor gar nicht so lan­ger Zeit unse­re Törn­pla­nung auf­grund der knap­pen Wet­ter­in­for­ma­tio­nen über Funk oder den Wet­ter­aus­hang im Mari­n­a­bü­ro machen, hat sich die Situa­ti­on heu­te völ­lig ver­än­dert. Inzwi­schen gibt es Wet­ter Apps, die uns gro­ße Mög­lich­kei­ten bie­ten, Wet­ter­da­ten abzu­ru­fen, Model­le zu ver­glei­chen und die Situa­ti­on rich­tig ein­zu­schät­zen. Nicht nur die Pro­gno­sen sind prä­zi­ser und aktu­el­ler gewor­den, die Digi­ta­li­sie­rung erlaubt uns auch, uns sehr aktiv mit dem Wet­ter aus­ein­an­der zu set­zen. Aber die­se Mög­lich­kei­ten soll­ten wir auch aktiv nut­zen. Wir ver­brin­gen inzwi­schen schon sehr viel Zeit mit unse­rer prä­fe­rier­ten Wet­ter App. Wir schau­en uns die Druck­ge­bie­te und die pro­gnos­ti­zier­ten Zug­bah­nen an, wo und wann sich Gewit­ter ent­wi­ckeln, wel­che Wel­len­hö­he vor­her­ge­sagt wird, wie die Bewöl­kung aus­sieht und was das alles schließ­lich mit dem Wind macht. Dabei gibt es sogar die Mög­lich­keit, die Wet­ter­pro­gno­sen für einen gan­zen Törn zu erstel­len, das Gesche­hen an ver­schie­de­nen Orten abzu­ru­fen und die Model­le zu ver­glei­chen. Durch die­se akti­ve Wet­ter­re­cher­che kann man sich schon ein sehr siche­res Bild von der kom­men­den Wet­ter­ent­wick­lung machen.

Als unse­re Stel­la Pola­re am Lie­ge­platz in der Mari­na bei einem sehr hef­ti­gen Tra­mon­ta­na zum Glück nur leicht beschä­digt wur­de, waren wir schon sehr erstaunt. In kei­ner unse­rer Wet­te Apps wur­de der Sturm vor­aus­ge­sagt, kei­ne War­nung wur­de auf der Storm Radar-App durch­ge­ge­ben. Man soll­te sich also trotz der pro­fes­sio­nell auf­be­rei­te­ten Daten nie zu sicher sein, denn für uns ist letzt­lich nicht das vir­tu­el­le Wet­ter am Dis­play son­dern das rea­le Wet­ter relevant.

Dar­um soll­te man auch immer kri­tisch hin­ter­fra­gen, wel­che Model­le ver­wen­det wer­den, wie groß der Ras­ter ist, der abge­deckt wird und an wel­che Ziel­grup­pe sich die kon­sul­tier­te Wet­ter App wen­det. Und man soll­te sich auch auf sei­ne eige­nen Beob­ach­tun­gen, Erfah­run­gen und Inter­pre­ta­tio­nen ver­las­sen und in guter Tra­di­ti­on den viel­zi­tier­ten ein­hei­mi­schen Fischer fra­gen, wie denn das Wet­ter wird.

mar

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