Die eierlegende Wollmilchsau unter den Funkgeräten
Als wir 2019 unsere Stella Polare übernahmen, mussten wir ein neues Funkgerät anschaffen, da das vorhandene nicht DSC-fähig war. Idealerweise sollte es mit aktivem AIS und einem kabellosen Handset ausgestattet sein, um zum Funken nicht unter Deck gehen zu müssen. Die Suche war dann schwieriger als gedacht, bis wir auf das Cortex V1 von Vesper Marine aufmerksam wurden. Der neuseeländischen Hersteller war uns unbekannt, aber das Gerät versprach alles zu bieten, was wir suchten und noch viel mehr.
2020 besuchten wir dann auf der Boot in Düsseldorf den Messestand vom Yachtzubehör-Spezialisten Gotthardt aus Hamburg, der den Vertrieb für das Cortex übernommen hat. Leider gab es noch kein Demogerät, aber wir ließen uns von der außergewöhnlichen Funktionalität überzeugen und bekamen auf unsere Bestellung auch noch einen Messerabatt.
Womit wir auch gleich beim Preis wären: das Cortex kostet regulär ca. € 2.300. Wir mussten dann pandemiebedingt leider ein Jahr auf das Gerät warten. Aber Gotthardt hat uns freundlicherweise mit einem Leihfunkgerät ausgeholfen. Und soviel können wir jetzt sagen: Das Warten hat sich mehr als gelohnt.
Wir versuchen hier in aller Knappheit das Cortex zu beschreiben, bei Interesse kann man sich ja ohnehin auf der Website von Vesper Marine informieren. Hier liest man sich am Besten gleich die Bedienungsanleitung durch, da wird einem sehr gut vermittelt, wie das Cortex aufgebaut ist und funktioniert.
Das Cortex V1 besteht aus einer Blackbox, Hub M1 genannt, und einem drahtlosen Handset, H1 genannt. Der Hub M1 ist die Kommunikations- und Datenzentrale. Mit einem eingebauten Antennensplitter, einem NMEA 0183 und 2000 Anschluss, einem GPS Empfänger, einer WIFI Funktion, Anschlüssen für Sensoren, einem Lautsprecheranschluss und einem Mobilfunkmodem ist es technisch top ausgestattet. Gesteuert wird der Hub entweder über das Handset H1 oder per Wifi über die Cortex Onbord App, die man auf dem Smartphone, Tablet oder PC installiert.
Sobald das Handset H1, das Smartphone oder das Tablet mit dem Hub verbunden ist, steht einem ein wahrer Reigen an Funktionalität zur Verfügung. Man hält ein voll funktionsfähiges VHF Gerät in Händen (diese funktioniert mit Handset nicht mit der App), ein aktives AIS, einen Liste aller Schiffe die per AIS erkannt wurden, eine Darstellung aller NMEA (0183 und 2000) Daten wie Wind, Speed, Position usw., eine MOB Funktion, eine Anchor Watch und man kann seit kurzen auch den Lautsprecher als Hupe oder Megaphon nutzen. Zusätzlich kann man noch Sensoren oder Relais per mitgeliefertem Kabel mit dem Hub verbinden und diese dann per Handset oder App anzeigen bzw. steuern. Diese lassen sich über das eingebaute Mobilfunkmodem und der Cortex Monitor App auf das Smartphone senden. Das haben wir allerdings noch nicht getestet. Es ist genial was Vesper Marine da alles hineingepackt hat und wir sind neugierig, was in Zukunft noch möglich ist. Denn Vesper kündigt schon an: See what we’re teaching Cortex next!
Dazu sei angemerkt, dass die Installation, die MMSI Programmierung, die Verbindung vom NMEA 2000 Netzwerk, Hub, Handset, Handy, iPad pro und iPad mini über die App und den QR Code einfach und intuitiv funktioniert hat.
Aber wollten wir nicht in erster Linie ein Funkgerät?
Wie bereits gesagt funktioniert das VHF über das Handset H1. Dieses hat zwar ein eigenes Stromkabel zur Versorgung, mit dem Hub M1 ist es allerdings kabellos verbunden. So kann man es unabhängig vom Hub installieren, wo man will. Es gleicht einem Smartphone, nur etwas dicker und klobiger, hat einen vernünftigen Touchscreen (640x800), ein großes Bedienrad und Tasten. Der Screen ist aus Gorillaglas, die Tasten lassen sich auch gut mit Handschuhen bedienen und der Ton ist exzellent. Und ich hatte noch nie ein Funkgerät, das sich so einfach bedienen ließ. Das liegt daran, dass es wirklich einem Smartphone sehr ähnlich ist. Abgesehen von der Distress Taste natürlich. Dazu kommt ein sehr guter Ton. Vom Funk Screen, springt man sofort zum AIS Screen, der auch sehr bedienerfreundlich ist. Man kann etwa die angezeigten Schiffe gleich über den Touchscreen per DSC kontaktieren. Ebenso hat man auch die NMEA Daten abrufbereit, die Anchor Watch und den MOB Screen.
Man kann auch mehrere Handsets mit dem Hub verbinden und wir haben uns auch ein zweites Handset zugelegt. Dieses funktioniert mit Akku und wir können es an Deck immer dabei haben. Das ist wirklich sehr praktisch, nicht nur für den Funk, sondern auch für den Blick auf das AIS, und das ist im Golf von Triest nicht unwesentlich. Ein kabelloses Handgerät das Funkgerät, AIS, MOB, Dateninstrument in einem ist, bringt schon viel Sicherheit mit, vor allem, weil es sehr robust und wasserdicht (IPX8) ist.
Unsere Konstellation ist so, dass wir den Hub mit Handset beim Navitisch installiert haben und das kabellose Handset an Deck installiert haben. Die App haben wir auf einem iPad Pro, das meist beim Navitisch und einem iPad mini, das meist an Deck Verwendung findet Installiert Man könnte sogar die Daten vom AIS ins Navionics importieren, das haben wir allerdings noch nicht ausprobiert. Und natürlich haben wir die App auch auf unseren Smartphones. Dann kann man wenn der Wecker in der Bugkoje läutet gleich nachschauen, wieviel Wind gerade weht.
Ein äußerst angenehmer Punkt ist, dass die Menüführung am Handset und über die On Bord App praktisch gleich ist. Man merkt sich dann einfach leichter, wo welche Einstellung zu finden ist. Überhaupt muss man sagen, dass alles sehr logisch und sehr anwenderfreundlich aufgebaut ist.
Ein Nachteil ist, dass eben sehr viel Funktionalität in einem Gerät ist und man diese eben verliert, wenn das Cortex defekt ist. Auch das hatten wir schon. Aber Gotthard in Hamburg hat uns sofort unterstützt und auch ein Techniker von Vesper Marine in Neuseeland hat sich sofort mit unserem Problem befasst und so konnten wir es ganz schnell analysieren und in kurzer Zeit lösen. Alles deutete auf eine instabile Stromversorgung hin und das war es dann auch. Wir bedanken uns nochmals ganz herzlich bei Gotthardt und Vesper Marine für den vorbildlichen Support, das hat unser Vertrauen noch gefestigt.
“A revolution in marine communication that will change your VHF experience forever.”. So beschreibt Vesper Marine das Cortex. Und wir müssen nach einem Jahr Test zugeben, die haben Recht.
4 Antworten
Klingt ja wie die Beschreibung eines Wunder-Gerätes! Mal sehen, wie die eingesessenen Anbieter darauf reagieren.
lg
Wir haben bei den bekannten Herstellern gesucht und nicht das Richtige für uns gefunden. Dann haben wir das Cortex V1 entdeckt, das ganz neu am Markt war. 2020 gab es auf dem Messestand auf der Boot noch nicht einmal ein Demogeräte. Aber es hat uns überzeugt. Wir wollten AIS und ein kabelloses Handgerät — beides und noch viel mehr haben wir bekommen. In der Art habe ich das bei keinem anderen Anbieter gefunden.
Inzwiwischen haben wir auch die Monitor App von Vesper Marine Cortex V1 getestet. Über das eingebaute Mobilfunkmodem werden Daten wie Wind, Position, Tiefe und zusätzliche Alarme z.B. für die Bilgepumpe an das Handy übermittelt. Funktioniert auch problemlos, allerdings ist der Dienst über ein kostenpflichtiges Abo zu beziehen.
Das Cortex ist eine sehr durchdachte, super funktionierende Datenzentrale an Bord — hier hat sich Vesper Marine in Bezug auf Anwendung, Vernetzung, Robustheit wirklich was tolles überlegt. Das VHF ist ja nur ein Teil von dem ganzen System — ist in der Anwendung aber top. Jetzt fehlt nur noch eine integrierte Seekarte!