Dieser Online-Lehrgang über Boot-Elektrik ist schlichtweg unentbehrlich
Die Frage, warum man überhaupt selbst Hand an das elektrische System an Bord anlegen soll, ist berechtigt aber schnell beantwortet. Anders als an Land sind Elektriker für Schiffe nicht so leicht an jeder Ecke zu finden und sind, zumindest habe ich diese Erfahrung gemacht, auch nicht immer vertrauenswürdig. Ich habe schon einige negative Erfahrungen mit dem 24 Volt Elektromotor auf einem Kleinkreuzer, oder besser gesagt mit der Werft, die diesen eingebaut hat, hinter mir. Seither habe ich mir bruchstückhaft einiges Wissen über Gleichstrom-Systeme angeeignet und bereut, dass ich im Physikunterricht nicht besser aufgepasst hatte.
Als wir vor 5 Jahren unsere Traumyacht, eine Hallberg-Rassy 312, Baujahr 1991, gefunden hatten, waren die Elektroinstallationen zwar voll funktionstüchtig, aber quasi noch im Urzustand und somit veraltet. Aber an dem System wurde zum Glück nie herumgepfuscht und so wollte ich die Erneuerung auf einen zeitgemäßen Zustand in Eigenregie machen. Aber mein Wissen und meine technischen und handwerklichen Erfahrung waren in dem Bereich etwas chaotisch und somit die Unsicherheit groß. Ich kämpfte mich durch Artikel, Bücher und Facebook und dann stieß ich zum Glück auf den Onlinekurs BoatElectrics 101 von BoatHowTo, schnupperte etwas hinein und entschied mich, die € 199,- für die kostenpflichtige Vollversion des Kurses zu investieren. Und um es gleich vorweg zu sagen, der Kurs ist jeden Euro wert.
Aber was bekommt man nun dafür?
Komplexes Wissen modular aufgebaut und didaktisch perfekt vermittelt
Das beste was man durch BoatElectrics 101 bekommt, ist die Sicherheit und das Selbstvertrauen sich an das Gleichstrom-Elektrosystem an Bord heranzuwagen, es zu planen, zu verstehen, Hand anzulegen und es natürlich sicherer und komfortabler zu machen. Der Kurs ist extrem zielgerichtet und praxisorientiert. UND mir ist bisher noch nie ein Online Tutorial von so hoher didaktischer Qualität untergekommen. Hier werden Wissen, Praxis, Tipps, Probleme und die Sensibilisieren für Gefahren ganz selbstverständlich verknüpft, in 63 Lektionen zerlegt und so in verständlichen Portionen vermittelt. Die Lektionen sind thematisch in 8 Module zusammengefaßt und aufbauend, aber man kann natürlich auch quer in die Themen einsteigen. Am Anfang jeder Lektion erklärt uns Jan Ahrenstedt, der Gründer von BoatHowTo, in einem Video sehr anschaulich mit Beispielen, Grafiken und Illustrationen die Thematik und unter jedem Video sind die Inhalte noch einmal mit Erklärungen, Beispielen, Tabellen und Grafiken dargestellt. Diese Kombination unterstützt das Lernen sehr gut, denn Jan erklärt sehr sympathisch, offen und kompeten worum es geht. Die Videos sind je nach Inhalt zwischen 2 und 45 Minuten lang. Und dann vertieft man das Ganze nochmals durch die Erklärungen unter dem Video, die eigentlich den Charakter eines Fachbuches haben. Zusätzlich zu diesem Grundkurs gibt es noch Bonusmaterial, das ständig ergänzt wird und derzeit 29 zusätzliche Lektionen umfasst. Das Ganze findet in Englisch statt, was aber eher ein Vorteil ist, weil man sich so mit den englischen Fachbegriffen vertraut macht.
Ein exzellentes Team an Fachleuten
Aber wer ist nun Jan Ahrenstedt? Warum es BoatHowTo gibt, läßt sich ganz einfach durch seinen Werdegang erklären. Jan hat an der Universität Konstanz, am Karlsruher Institut für Technologie und an der University of Washington in Seattle studiert und einen Doktor in Computerwissenschaften erworben, unterrichtet und wissenschaftlich geforscht. Er weiß also auf hohem Niveau, was Wissensvermittlung bedeutet und wie diese funktioniert. Dass der Kurs auch anwendungstechnisch perfekt funktioniert ist hier wohl selbstverständlich. Ich würde die Funktionalität mit einem, an Bord sehr wichtigen Prinzip beschreiben: keep it simple. Aber Jan hat neben der Informatik und der Lehre noch eine große Leidenschaft: das Segeln. Und so hat er sich nach einigen Jahren Berufspraxis seinen Traum erfüllt und sich ein gebrauchtes 32 Fuß Schiff gekauft um für unbestimmte Zeit ein Nomadenleben im Mittelmeer zu genießen. Gleichzeitig hat er mit Klabauterkiste auch ein Onlinemagazin für Segler im Internet gegründet. Und da tauchten einfach soviel Fragen rund um die Bordelektrik auf, dass es für Jan auf der Hand lag, einen Online-Kurs aufzubauen. Um dies zu realisieren holte er sich zwei Spezialisten mit an Bord: Michael Herrmann und Nigel Calder. Die beiden haben zahlreiche Artikel und Fachbücher zu dem Thema geschrieben und gelten als absolute Koryphäen in Sachen Elektrik und Technik an Bord. Hinter dem Kurs steht also umfassendes und fundiertes und von kommerziellen Interessen unabhängiges Fachwissen.
ABYC und ISO Normen als Grundlage
Wer nun denkt, er kann viele Erklärungen, Tipps und Anleitungen auch gratis im Netz finden, dem sei ans Herz gelegt, dass im Netz auch viel Blödsinn kursiert. Bei BoatHowTo sind mit Michael Herrmann und Nigel Calder nicht nur versierte Fachleute am Werk, sondern sie beziehen sich auf die Normen und Standards, die für die Bordelektrik festgelegt sind. Nigel ist Spezialist für die amerikanischen ABYC und Michael für die ISO Normen. Der Kurs baut also grundlegend auf diese Normen und Standards auf und das ist in erster Linie ein Sicherheitsaspekt. Berichte über Yachten, die wegen einer defekten Installation abgebrannt sind, gibt es ja immer wieder.
Aber zurück zu den Inhalten des Lehrgangs. Hier wird von den Grundlagen der Elektrik über die Berechnung die richtigen Sicherungen und Kabeldurchmesser bis hin zur Konfiguration das eigenes Systems viel theoretisches Wissen vermittelt. Dieses hat aber immer zum Ziel praktisch angewendet zu werden und so widmen sich die aufbauenden Lektionen ganz konkret der Umsetzung am Beispiel einer kleinen, mittleren und großen Yacht mit ihren verschiedenen Anforderungen. Es wird einem aufbauend auf die Theorie immer gezeigt, wie man es praktisch richtig macht. Dazu gibt es noch einen Rechner für Kabeldurchmesser und eine Erklärung, wie man mit einem gratis Online Tool (EasyEDA), einen Schaltplan für das System erstellen kann (was sehr, sehr hilfreich ist). Auch gibt es immer wieder Bonusvideos zu den Lektionen. Besonders lehrreich ist das Video von Nigel, in dem er in Beispielen zeigt, wie an werftneuen Yachten falsche Installationen gemacht wurden. Aber das sind nur einige Beispiele.
Wenn man alle Lektionen durcharbeitet, inklusive dem Bonusmaterial dann ist man schon einige Zeit beschäftigt. Aber ich kann Jan in seinem Eingangsstatement nur Recht geben, man versteht nach dem Durcharbeiten des Kurses die Elektrik an Bord eines Schiffes und kann die Installation selbst mit ruhigem Gewissen in die Hand nehmen. Und da es so zielgerichtet auf diese Materie fokussiert ist, investiert man zwar einiges an Zeit aber keine Minute ist zu viel. Und wenn man sich nicht sicher ist oder etwas nicht verstanden hat, gibt es auch bei den Lektionen eine Kommentarfunktion, wo Jan auf Fragen antwortet. Aber am besten ist, du schaust dir einfach einmal die Seite an (BoatHowTo).
Ich kann wirklich mit gutem Gewissen behaupten, dass ich nun das 12 V Elektrosystem an Bord an unserer Yacht verstehe und dass mir der Kurs das Rüstzeug geben hat, das System zu erneuern und zu modernisieren. Und das Gute dabei ist, dass ich jetzt weiß, wie was gemacht wurde und dass es richtig gemacht wurde, weil ich es selbst gemacht habe. Und BoatElectrics 101 benutze ich auch wie ein Nachschlagewerk, wenn ich etwas vergessen habe oder noch nicht so im Detail beachtet habe, weil ich es bei meinem System noch nicht gebraucht habe.
Die Materie ist natürlich damit nicht abgeschlossen und in einem zweiten Teil, Advanced Marine Electrics, befassen sich Jan und sein Team dann mit anspruchsvolleren Themen wie Wechselstrom, Erdung, Blitzschutz, NMEA 2000 und vielem mehr. Dieses Tutorial geht dann sehr fundiert in die Tiefe und es wird sehr komplex. Ich habe hier nur ein bisschen hinein geschnuppert, aber ich werde es sicherlich nach und nach, je nach meinen Erfordernissen durcharbeiten. Für € 398,- kann man beide Kurse kaufen, was sich sicherlich lohnt.
Und das Programm an Kursen wird ständig weiterentwickelt. Gerade arbeiten Jan und Nigel an einem Kurs zu Diesel-Bootsmotoren, der bald erscheinen wird. Wir sind gespannt und freuen uns schon darauf.