Irgendwann im SeglerInnenleben wird der Wunsch nach einem eigenen Schiff sehr groß. Dann denkt man drüber nach, wie denn Familie und Beruf, Geld und Zeit, Traum und Realität unter einen Hut zu bringen sind. Und wenn dann Land oder besser gesagt See in Sicht ist, stellt sich die entscheidende Frage nach dem idealen Schiff.
Doch „die ideale Yacht gibt es nicht und wird es nie geben“, zu diesem Schluss kommt H. Dieter Scharping, Professor für Yachtbau an der Hochschule für Technik in Bremen und Autor des Standardwerks „Konstruktion und Bau von Yachten“. Es braucht natürlich einiges an Zeit und Seemeilen, bis man zur Einsicht kommt, dass man nicht alles haben kann und der richtige Kompromiss der entscheidende Faktor beim Kauf eines Schiffes ist.
Eine Kompromissformel ist zum Beispiel die Frage nach dem Verhältnis zwischen Segeleigenschaften, Geschwindigkeit und Platzangebot an Bord. Eine schnelle Yacht mit flachem Unterwasserschiff und Kielbombe wird einem gemütlichen Langkieler immer das Heck zeigen. Wenn allerdings Sir Beaufort auf acht Windstärken aufdreht, wird die Regattayacht zur Achterbahn, während man auf dem Langkieler noch recht gemütlich Tee trinken kann. Und eine auf Komfort und auf maximales Platzangebot getrimmte Yacht wird immer das Nachsehen haben gegenüber einer Yacht bei der sich die Rumpfform zuerst nach den Segeleigenschaften und dann erst nach der Kojenbreite richtet. Und wie man aus den Bootstests diverser Yachtmagazine entnehmen kann, suchen die Yachtdesignbüros hier permanent nach der Zauberformel.
Als wir vor einiger Zeit mit unserer kleinen, schlanken und schnellen Shark 24, wahrlich kein Raumwunder, bei einer schönen Brise auf dem Neusiedlersee unterwegs war, kamen wir einer bekannten Yacht immer näher. Es war das Schiff, das sich ein Freund kürzlich zugelegt hatte. Kaum länger, aber doch um einiges voluminöser bot es einiges an Komfort: Stehhöhe, zwei Kabinen, 6 Schlafplätze, Toilettenraum und eine kleine Pantry.
Am Ruder war eine Bekannte, die erst kürzlich mit dem Segeln begonnen hatte, und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Dass wir immer näher kam und schließlich bald auf gleicher Höhe war, brachte sie wohl zur Einsicht, segeltechnisch etwas falsch zu machen.
„Wir haben denselben Wind, denselben Kurs und die gleiche Segelstellung, was mache ich falsch?“, bat sie um Rat.
Und der Fehler war auch schnell gefunden. „Du bist am falschen Schiff!“, war unsere Analyse.