Ein Stau im Suez-Kanal hat es kürzlich zu enormer Medienpräsenz gebracht. Das voll beladene Containerschiff „Ever Given“, mit 400 Meter Länge ein Gigant des Seehandels, hatte sich zwischen den Ufern verkeilt und steckte für 6 Tage fest. Menschen und Umwelt kamen nicht zu Schaden, aber eine der wichtigsten Seehandelswege war nicht mehr passierbar. Es wurde berichtet, dass der stündliche Schaden 40.000 USD betrug. Elektronikteile, Öl und Blue Jeans steckten im Stau und der gut geölte Welthandel, dessen Hauptschlagader der Seehandel ist, kam ins stottern.
Und gerade Blue Jeans haben hier eine ganz besondere Symbolik. 10.000 Stück fertig genähter Jeans passen in einen Container. Doch bevor die fertigen Hosen in den Containern gestapelt werden, machen sich unsere Jeans noch auf den Weg. Die Baumwolle wird in Kasachstan produziert, das Garn daraus in der Türkei, der Stoff wird in Taiwan gewebt, gefärbt wird in Tunesien und zusammengenäht wird in China. Der Anteil der Transportkosten des Verkaufspreises der Jeans wird mit etwa 40 Cent beziffert. Immerhin läuft 12% des Welthandels über den Kanal.
Dass die Jeans ein Globetrotter sind, steckt schon im Namen. Lewi Strauß war 1847 von Bayern in die USA ausgewandert und wurde mit der Erfindung der Jeans in Kalifornien zum Millionär. Die Goldgräber brauchten solide Hosen und Herr Strauß fertigte solche aus Zeltplanenstoff. Das Produkt passte und die Nachfrage stieg. Nur der Planenstoff wurde bald durch blau gefärbtes Leinen ersetzt. Der beste Stoff wurde damals in Nimes in Südfrankreich produziert und daher als Denim (aus Nimês) gehandelt. Zum Transport wurde der Denim in Genua verschifft. Und da Genua auf französisch Gene genannt wird, kommt der europäische Stoff aus Gene als „Jeans“ in den USA an. Von der extrem haltbaren Arbeitshose der Westküste kam das gute Stück durch Touristen an die Ostküste. Man wollte sich mit der blauen Hose einfach etwas romantischen Cowboy Staub an die feine New Yorker 5th Avenue mitbringen. Und von dort kam die Jeans dann nach Europa als Teil des American Way of Life, der Freiheit und Coolness verkörperte. Die Blue Jean wurde somit auch eine Ikone des globalisierten Welthandels.
Die Jeans sind auf ihrem Weg von Europa nach Amerika und rund um den Globus zum modischen Mythos geworden. Aber sie haben auch neben ihrem robusten Look noch andere Qualitäten. Darüber kann der erfahrene deutsche Segler Arne Murke berichten, denn die Jeans haben ihm das Leben gerettet. Er ging ohne Rettungsweste vor Neuseeland über Bord. Erst nach mehr als drei Stunden im kalten Wasser wurde er vom Rettungshubschrauber gefunden. Er erinnerte sich an einen Hosentrick, der ihn Überwasser hielt. Er zog im Wasser seine Jeans aus, knotete die Beine zusammen, blies sie auf und funktionierte sie so zur Rettungsweste um. Dabei hat er sich zum Glück nicht an Andy Warhol orientiert. Der hat seine Liebe zur Blue Jeans folgendermaßen ausgedrückt: „I want to die with my blue jeans on!“