- Deutscher Titel: All is Lost
- Erscheinungsjahr: USA, 2013
- Länge: 103 Minuten
- Regie: J. C. Chandor
- Musik: Alex Ebert
- Darsteller: Robert Redford
“All Is Lost” gehört wohl zu den bekanntesten Segelfilmen überhaupt, doch keiner scheint das Publikum, oder besser gesagt das Publikum mit Segelerfahrung, mehr zu entzweien, als die Geschichte des namenlosen Einhandseglers, dargestellt von Hollywoodstar Robert Redford. Die einen sehen darin ein Meisterwerk die anderen einen Flop. Wir outen uns hier einmal gleich als große Fans und der Film steht bei uns regelmäßig am Programm des Hafenkinos.
Beginnen wir einmal mit der Kritik. Gleich nach dem Kinostart hagelte es unzählige negative Bewertungen aus der Seglerszene. Der Film sei unrealistisch, voller Ungereimtheiten, der Hauptdarsteller treffe Entscheidungen, die ein echter Segler nie treffen würde und die ganze Geschichte ist ein grober Unfug mit der Wirklichkeitsnähe eines Tatorts (Robert Redford als Hamburger Tatortkommissar würde uns aber ganz gut gefallen). Akribisch wird aufgezählt, was im Film alles nicht der heiligen Seemannschaft entspricht. Der Film wäre eine einzige Aneinanderreihung grober fachlicher Fehler. Aber vielleicht waren die Kritiker ja auch nur im falschen Film. „All Is Lost“ wurde ja nicht als Dokumentation, als Segellehrfilm oder als You Tube Tutorial angepriesen sondern als ein Film über einen Mann, dem nur eines bleibt: sein Wille zu überleben.
Wir halten uns da lieber an das Fazit von Uwe Janßen, dem stellvertretenden Chefredakteur vom Magazin „Yacht“, der den Film als ein cineastisches „Meisterwerk“ mit einem brillanten Robert Redford sieht, als ein starkes Märchen aus Hollywood, als große Unterhaltung. Und seine Empfehlung lautet: Besserwisser-Modus ausschalten und hingehen!
Alles überragend ist natürlich die Leistung von Hollwood-Ikone Robert Redford, der sich nicht nur auf einen Film einläßt, in dem er der einzige Darsteller ist und die ganze Handlung völlig alleine tragen muss, sondern der dem 77-jährigen Star auch einiges an Kraft abverlangt. Schließlich spielt der Film ja nicht in einem Obstgarten sondern auf einer Yacht weit draußen am Ozean. Und Redford selbst war sich nicht sicher ob er die Herausforderung meistern würde: „Anfangs war ich mir wirklich nicht sicher, ob ich das packen würde. Als ich mich erstmals mit J.C. traf, versprach ich, alles zu geben, was ich kann. Das war ich ihm als Schauspieler schuldig, auch wenn ich nicht mehr der Jüngste bin. Tatsächlich war es ein äußerst intensiver Dreh, aber ich wusste ja, worauf ich mich einlasse.“.
Robert Redford ist in einer außergewöhnlichen Rolle zu sehen und zeigt hier laut Filmkritik die beste schauspielerische Leistung seit langem. Und er steht ja nicht zum ersten Mal, sondern seit 1960 vor der Kamera und hat Oscar, Golden Globe, César und Goldenen Löwen im Regal stehen.
Die Szenerie an Bord einer havarierter Yacht, Sturm und Unwetter machtlos ausgesetzt und ohne Kommunikationsmöglichkeit zur Aussenwelt, schafft den perfekten Rahmen für die eindringliche Beschreibung eines Mannes, der die Ausweglosigkeit seiner Situation nach und nach akzeptieren muss und um sein Leben kämpft. Mit einer perfekten Kameraführung und Inszenierung wird hier der Blick 106 Minuten lang auf den psychischen Zustand eines alten Seglers gerichtet, der noch einmal in seinem Leben Freiheit, Herausforderung und Abenteuer gesucht hat und diese Sehnsucht mit einer Todeserfahrung bezahlen musste. Ohne übertriebene Dramatisierung und rastlose Action begleiten wir den einsamen Protagonisten, der nicht einmal einen Namen erhält, auf seinen Weg ins Unvermeidliche.
Vielleicht ist es ja gerade die Tatsache des Scheiterns, die die zahlreichen Kritiker am Wahrheitsgehalt von „All Is Lost“ nicht akzeptieren wollen. Ein gut situierter, erfahrener Segler nimmt noch einmal das Risiko einer großen einsamen Reise mit seiner Yacht auf sich und verliert.