Zur hohen Kunst des Yachtsports gehört auch die Gabe, sein Schiff mit den richtigen Ausrüstungsgegenständen auszustatten. Und einen eher unscheinbaren Ausrüstungsgegenstand sollte man in vielen Revieren auf keinen Fall vergessen, will man nicht zum wehrlosen Opfer gnadenloser Blutsauger werden: das Moskito-Netz. Denn man kann ja nie genau wissen, wo man Gefahr läuft, von den surrenden Nervensägen um den Schlaf gebracht zu werden, um mit juckenden Einstichstellen aufzuwachen.
Ja, mit Moskitos, Stechmücken, Gelsen, Zanzare muss man sich einfach abfinden, denn sie lieben das Wasser wie wir. Stechmückenlarven sind nämlich ausschließlich Wasserbewohner. Der österreichische Neusiedlersee, ein flacher, von Schilf umgebener Steppensee, war lange unsere seglerische Heimat und wir können behaupten, hier hat nur ein Rezept gegen die schwarzen Schwärme geholfen: leiden und ignorieren! In unserem jetzigen Heimathafen bei Triest haben wir Glück — hier gibt es weit und breit keine Moskitos. Unser Stegnachbar hat sogar, seiner Frau zuliebe, genau deshalb dieses Eck als Homebase ausgewählt.
Die Plagegeister haben durchaus einige zoologische Eigenschaften, die, wenn man unbedingt will, als interessant gesehen werden können. Sie sind feingliedrig, haben einen schlanken Körper und lange Beine. Sie haben zwei Flügel und sind selten größer als 15 Millimeter. Die Männchen sind kleiner als die Weibchen und würde man vor dem Zuschlagen genau mit der Lupe hinschauen, würde man die Männchen an buschigeren Fühlern erkennen. Und sie haben ein ganz besonders interessantes Organ, den Stechrüssel. Mit dem stechen sie gnadenlos zu. Und zwar nur die weiblichen Stechmücken. Die Männchen haben auch einen Rüssel, aber mit dem können sie nicht stechen sondern nur Nahrung aufnehmen und sie mögen gar kein Blut, denn sie sind Vegetarier. Die männlichen Moskitos schwärmen in sogenannten Paarungsschwärmen aus, erkennen die Weibchen am Summton und begatten diese. Um aber nach der Befruchtung Eier bilden zu können, müssen die Weibchen eine Blutmahlzeit zu sich nehmen und dazu brauchen sie uns. Und auch wenn wir uns noch so gut unter der Bettdecke verstecken, sie finden uns, denn sie orten das ausgeatmete Kohlenstoffdioxid und Körperdüfte in Form von Fettsäuren und Ammoniak.
Falls man sich für Insekten im Detail nicht so interessiert, gibt es dennoch eine Eigenschaft der Stechmücke, die man nicht so einfach ignorieren kann. Sie sind für den Menschen die tödlichsten Tiere die es gibt, denn sie übertragen Krankheiten, die nicht gerade als harmlos gelten: Malaria, Gelbfieber, Denguefieber, West-Nil-Fieber, Chikungunyafieber oder Rift-Valley-Fieber sind nur einige der Krankheiten die zu geschätzten 800.000 Todesfällen jährlich führen.
Aber das sind keine Neuigkeiten, denn der älteste nachgewiesene Malariafall in Österreich war 350 bis 250 vor Christus. Und Destinationen, die durchaus auf unserem Törnplan stehen, waren vor gar nicht so langer Zeit noch unbewohnbar. Auf den Brijuni-Inseln vor der malerischen istrischen Küste wurde, bevor sie zum Touristenmagnet avancierten, um 1895 unter Mithilfe des Mediziners und Hygienikers Robert Koch die Malaria ausgerottet. Und auch Lignano wurde in den 1920er Jahren erst zum aufstrebenden Badeort, nachdem man die Sümpfe trockengelegt und die Malaria besiegt hatte.
Aber die Gefahr kommt langsam wieder zurück. Erstmals seit 50 Jahren wurde die Malariagelse in Süditalien wieder gesichtet, was Wissenschaftler auf den Klimawandel zurückführen. Auch die Tigermücke breitet sich aus und so gibt es vermehrt Fälle von Dengue-Infektionen in Europa. Zwar gab es immer schon viele Fälle durch Reiseheimkehrern, aber neu ist, dass sich diese nun lokal ausbreiten. Die Krankheit ist zwar in den meisten Fällen symptomlos oder harmlos, kann aber bei einer Zweitinfektion durchaus zum Tod führen.
Große Gefahren werden von Moskitos in Europa allerdings noch nicht gesehen und vor möglichen Ansteckungen durch Stechmücken kann man sich ja leicht schützen. Sich einfach nicht stechen lassen.
Und hier kommen wir nun wieder zur guten Seemannschaft: man sollte auch die unscheinbaren Ausrüstungsgegenstände nicht unterschätzen.