Der Mond ist unser treuer, freundlicher Begleiter und je nach Verfassung tritt er mehr oder weniger in Erscheinung. Aber auch wenn wir ihn nicht immer sehen, er umkreist in ruhiger Gemächlichkeit die Erde. Dafür nimmt er sich etwa 28 Sonnentage Zeit. Der springende Punkt für uns ist allerdings wieviel wir vom Mond gerade sehen.
Und wenn er in voller Pracht hell erleuchtet am Himmel steht, ist er auch für alles mögliche verantwortlich. Da gibt es dann Menschen, die nach ihm süchtig werden, Wölfe heulen ihn an, es ist der richtige Zeitpunkt, um Bäume zu fällen oder Haare zu schneiden, oder das, je nach Sichtweise, genau eben nicht zu tun. Aber eines steht fest, der helle Vollmond gehört zu den beeindruckendsten Naturereignissen, die es gibt. Ein Schlag bei vollem Mond, schöner Brise und lauer Luft gehört zum Besten, was das SeglerInnenleben zu bieten hat.
Aber wie auch immer man den Mond in seine metaphysische Weltsicht einbauen will, auf See ist der Mond ein ganz strenger Realist. Er trägt nämlich die Hauptverantwortung für die Gezeiten und zwar in einer verläßlichen Genauigkeit. Wann der Mond in nächster Zukunft für Spring oder Nipp, für Flut oder Ebbe, für Niedrig- oder Hochwasser sorgen wird, ist kein Geheimnis sondern läßt sich vorausberechnen. Zwar nicht mit dem kleinen Einmaleins — aber immerhin. Und da ist dann nicht der richtige Moment für Romantik, denn die Gezeiten bestimmen dann auch die Handbreit Wasser unter dem Kiel und nicht die Seekarte. Der größte Tidenhub kann schon mal bis zu 16 Meter gehen.
Aber der Mond wird uns untreu und entfernt sich immer mehr von der Erde. Und zwar schneller als die Wissenschaft das bisher angenommen hat. Fast vier Zentimeter sind es im Augenblick im Jahr. Das wären so an die 3 Meter in einer Generation. Nun wenn man auf eine große Leiter steigt, hat man das schnell wieder ausgeglichen, aber in ein paar Milliarden Jahren bekommen wir da schon unser Fett ab. Die Gezeiten werden sich ändern und damit die Ökosysteme und die Tage werden immer länger, weil die Erdrotation gebremst wird.
Über ein sehr zeitnahes Verschwinden des Mondes müssen wir uns aber keine Sorgen machen aber die Tatsache hält uns vor Augen, dass sich unser Universum ständig verändert und dass Veränderung ein zentraler Teil unseres Lebens ist. Am besten lernt man das indem man mit einem Schiff bei Vollmond aufs Meer raus segelt und spürt, welch machtlos kleiner Teil man im Energiespiel des Weltalls ist.
mar