Wir liegen gerade in unserer Lieblingsankerbucht in Slowenien vor Anker. Der Himmel ist blau, das Meer hat 24 Grad, die Luft 26 Grad und es weht ein laues Sommerlüftchen.
Dass nicht Sommer ist, sondern der 12. Oktober merkt man nur daran, dass die Sonne schon um 18:30h untergeht und wir die Bucht für uns alleine haben. Gestern haben wir im entzückenden istrischen Städtchen Piran angelegt. Auch hier herrschte pures Sommerfeeling. Die Urlauber planschten im Meer, ließen in den Cafés die Seele baumeln und es lag eine unglaublich entspannte Stimmung in der Luft. Sommer ohne Massen, Hitze und Stress — weit im Herbst. Unser Liegenachbar mit einem 100 Jahre alten Holzschiff, das einst dem Öl- und Weintransport diente und nun dem Transport von Touristen, ist begeistert. Dass er mitten im Oktober mit Gästen auf Meer hinaus fährt, war noch nie da. Das ist gut fürs Geschäft, aber wohl nicht für die Natur, meint er und tuckert fröhlich davon.
Aber warum glänzt der Herbst 2023 so golden wie noch nie und stellt alle Prognosemodelle auf den Kopf? Eh klar, wir befinden uns im Klimawandel und sind es gewohnt, dass das Wetter Kapriolen schlägt. Dazu kommt auch noch das Klimaphänomen El Nino, das alle paar Jahre für Hitzerekorde sorgt. Aber so ganz zufrieden sind die Klimatologen mit diesem Erklärungsmodell nicht — zu groß wären die Abweichungen von den Berechnungen, die die Erderwärmung und El Nino schon eingepreist haben.
Also gibt es noch eine weitere und zwar ziemlich überraschende Erklärung für den endlosen Sommer. Und diese ist im Jahr 2020 zu finden. Die IMO (International Maritime Organisation), die für die Meere zuständige Abteilung der UNO, hat damals eine Verordnung zur Reduktion vom Ausstoß von Schwefelverbindungen durch die Schifffahrt erlassen. Und tatsächlich wurde seither 80 Prozent weniger Emissionen verzeichnet. Die Luftverschmutzung wurde deutlich reduziert, was ein Grund zur Freude ist.
Aber die Luftverschmutzung sorgte durch die Partikel in der Luft auch für Wolkenbildung. Diese wiederum reflektierten das Sonnenlicht und bremsten die Erwärmung. Und das Fehlen dieser “Schmutzwolken” führe nun zu dem ungewöhnlich sommerlichen Wetter im September und Oktober, so die These. Beweisen lässt sich das aufgrund der Komplexität des Weltklimas nicht, vermuten aber schon.
Und das wäre nun schon eine absurde Situation, dass die Eindämmung der Luftverschmutzung auf See die Erderwärmung noch forciert. Wer öfter in dichten Verkehrsgebieten segelt, weiß, wie sehr so große Pötte stinken können und da ist uns das Engagement der IMO für eine saubere Schifffahrt schon recht. Oder sollen wir jetzt alle zusätzlich zu den Segeln noch immer die eiserne Genua anwerfen um das Klima zu retten?
Ja, wie man es macht, macht man es verkehrt. Und macht man es falsch, ist es auch nicht richtig.