Zugegeben, als wir dieses Jahr auf der „boot“ ankamen, waren unsere Erwartungen gemischt. Wir hatten schon gehört, dass besonders Segler in den letzten Jahren etwas enttäuscht waren – zu wenig Segelyachten, zu viel Glanz und Glamour. Und ja, tatsächlich: Die Hallen waren oft von Motorbooten und Luxusyachten dominiert, was uns als Liebhaber des Segelsports zunächst etwas skeptisch stimmte. Doch je mehr Zeit wir auf der Messe verbrachten, desto klarer wurde uns, dass die „boot“ etwas ganz Besonderes ist.
Es waren nicht nur die Boote, die uns begeisterten, sondern vor allem die Menschen. Wir haben so viele nette Gespräche geführt, von Fachsimpeleien über Segeltrimm bis hin zu Anekdoten über die besten Tauchspots. Diese Begegnungen haben uns gezeigt, dass es am Ende gar nicht um das perfekte Boot oder die neueste Technik geht – es geht um die Leidenschaft für das Wasser, die uns alle verbindet.
Und am schönsten war dieses Kaleidoskop der Waterworld. Halle für Halle entfaltet sich eine neue Welt, jede mit ihrem eigenen Charakter, ihrer eigenen Energie. In den Luxusyacht-Hallen glitzert alles wie in einer schwimmenden Edelstein-Ausstellung. Hier flanieren die Sonnenbrillen-Träger, deren Gespräche sich um die perfekte Bordbar oder den Platz für den Heli drehen. Zwischendrin: Wir Normalsterblichen, die ehrfürchtig an den polierten Oberflächen vorbeischleichen und uns vorstellen, wie es wohl wäre, auf einer schwimmenden Villa zu wohnen.
In den Tauchhallen wechselt das Bild komplett. Hier herrscht Abenteuerstimmung, und alles wirkt ein wenig geheimnisvoller. Die Besucher tragen schwere Taucheruhren und reden mit funkelnden Augen von Unterwasserwracks und fluoreszierenden Meeresbewohnern. Besonders faszinierend: Die Technikfreaks, die aus ihren Atemreglern wahre Hightech-Meisterwerke machen und die Stille der Unterwasserwelt wie eine Religion verehren.
Ein paar Schritte weiter, in den Segel-Hallen, wird es bodenständiger – zumindest auf den ersten Blick. Die Gespräche hier sind durchsetzt von Wetterberichten und Begriffen wie „Großschot“ und „Reffsegel“. Hier begegnet man den Weltenbummlern mit wettergegerbten Gesichtern, die über tropische Atolle berichten, und den Traditionalisten, die ihr Herz an hölzernen Jollen verloren haben. Dazu kommen die Regatta-Segler, die mit akribischem Perfektionismus über Geschwindigkeit und Manöver philosophieren.
In den Hallen der Wakeboarder und Surfer ist dafür Party angesagt. Hier trifft sich die Coolness-Elite: Surfer mit sonnengebleichtem Haar, die aussehen, als wären sie direkt aus einem Strandparadies entflohen, und Wakeboarder, die ohne mit der Wimper zu zucken Salti über riesige Rampen planen. Ihre Gespräche sind laut, voller Lachen und irgendwie ansteckend.
Die Charterer dagegen ziehen still ihre Kreise zwischen den Welten. Sie sind die Genießer, die keine Seite ganz einnehmen wollen. Mal träumen sie von Abenteuern auf hoher See, mal von entspannten Sommerabenden mit einem gemieteten Boot in der Bucht. Sie haben keine Extreme, aber eine große Freude am Moment.
Neben neuen Segelschuhen, einem Dinghy, zwei herrlichen Wolljacken, einem Rucksack voller Prospekte und vieler guter Tipps nehmen wir vor allem die Begeisterung mit, wie unterschiedlich die Freude am Wasser doch gelebt wird. Vielleicht ist es die Freiheit des Wassers, die für uns in den zwei Tagen in den 17 Messehallen so greifbar wurde. Das Wasser kennt keine festen Wege, keinen Stillstand – es bleibt immer in Bewegung und schenkt uns die Möglichkeit, uns selbst immer wieder neu zu erfinden. Ob mit einem Segel, einer Tauchflasche oder einem Surfbrett: Das Wasser ist der Ort, an dem Träume beginnen und Gemeinschaft entsteht. Und das ist wohl das Schönste an dieser bunten Waterworld.