Ob die Fortbewegung auf Raumschiffen mit der auf herkömmlichen Schiffen oder gar Segelyachten vergleichbar ist, weiß ich nicht. Ich war ja noch nie an Bord eines Raumschiffs, aber ich denke es gibt eher wenig Gemeinsamkeiten. Vielleicht ist eine Gemeinsamkeit, dass beide nicht auf festem Boden unterwegs sind, sondern durch ein flüchtigeres Element als die Erde navigieren. Und um sich einmal kurz die Füße zu vertreten, muss in beiden Fällen die Crew erst einmal an Land anlegen. Entweder auf einem fremden Planeten oder in einer Marina. Wobei manche Marinas fremden Planeten gleichen, aber das ist eine andere Geschichte.
Fest steht auf jeden Fall, dass man ein Raumschiff brauchen wird, um zu einem ganz neuen Segelrevier aufzubrechen. Das Revier heißt etwas sperrig Kepler 138d, liegt etwa 200 Lichtjahre, also eine Billion Kilometer, von uns entfernt und ist einer der Planeten der sozusagen als Sonne den roten Zwerg Kepler 138 umkreist. Er ist ein Exoplanet, also ein Planet aus einem anderen Sonnensystem und eine Superearth, also größer als unsere Erde. Das besondere ist allerdings, dass er vermutlich der erste Ozeanplanet ist, der entdeckt wurde. Ein Forscherteam nimmt nach langjährigen Beobachtungen mit den Weltraumteleskopen Hubble und Spitzer an, dass Kepler 138d von einer 2000 Kilometer tiefen Wasserschicht umgeben ist. Dass es solche Wasserplaneten gibt, wird schon seit über 20 Jahren vermutet und nun ist man wohl fündig geworden.
Für uns SeglerInnen ist es natürlich eine äußerst vielversprechende Nachricht, dass es einen Planeten gibt, der von einem einzigen tiefen Meer umgeben ist. Tiefgang spielt dann ja keine Rolle mehr und man kann das Echolot gleich weglassen. Auch Seekarten bräuchte man keine mehr, denn was soll da eingezeichnet sein, als nur weites Blau, falls das himmlische Meer da oben überhaupt blau ist. Und man könnte diese Supererde, also den Kepler in jeder nur erdenklichen Richtung auf dem Großkreis seiner Wahl umrunden, ohne dass einem da lästige Kaps das Leben schwer machen. Überhaupt weiß man noch nicht so genau, wie das Seglerleben auf dem unendlichen Ozean aussehen würde. Ober es Wind und Gezeiten gibt, ob das Wasser trinkbar wäre, ob uns das Klima gefallen würde und ob es köstliche Fische gibt.
Um herauszufinden, ob Kepler das Segelrevier der Zukunft sein könnte, musste man erst einmal hinfahren um ihn zu begutachten – natürlich mit einem Raumschiff. Das wäre nun ein wirklich sehr langer Törn und es gibt noch eine zweit Hürde. Denn auf Raumschiffen gibt es die Raumkrankheit, wie auf Seeschiffen die Seekrankheit. Diese wird, wie auf See, durch die Störung des Gleichgewichtssinnnes verursacht und auch die Symptome sind ähnlich. Wie SeefahrerInnen leiden RaumfahrerInnen dann an Übelkeit, Erbrechen, Desorientierung, Kopfschmerzen und Müdigkeit. Und wie auf See so stellt sich auch im Raum nach einer gewissen Zeit ein Gewöhnungseffekt ein.
Und an der Raumkrankheit wird wohl bei der Entdeckungsreise zum neuen kosmischen Ozean kein Weg vorbeiführen. Denn wie schon der ruhmreiche Admiral Lord Nelson, der unter schwerer Seekrankheit litt, bemerkt hat: Das sicherste Mittel gegen Seekrankheit ist, sich unter einen Apfelbaum zu legen.
mar