Die Diskussion über den Klimawandel wird immer härter geführt und das geht inzwischen so weit, dass der Diskussion auch ein rauer Wind des Protests entgegen weht. Die Prognosen, wohin die Reise geht sind natürlich bei einem derart komplexen System wie dem Klima unsicher. Aber es lässt sich wohl feststellen, dass das Wetter nicht mehr das alte ist und beim Wetter sind wir SeglerInnen ja sehr sensibel.
Aber bei der berechtigten Angst, dass wir nun ohne zu bremsen an die Wand fahren ist doch ein gewisse kritische Betrachtung angebracht. Die Frage wie wir in Zukunft heizen, reisen, produzieren, erzeugen und segeln wollen, wenn wir eine Zukunft haben wollen, lässt sich ja auch diskutieren, ohne gleich die ganze Gesellschaft zu spalten — religiöser Eifer wird wohl am wenigsten helfen.
Es stimmt, der Anstieg des Meeresspiegels lässt sich ganz einfach messen und die Aufzeichnungen von Temperatur und Niederschlag lassen sich ganz einfach vergleichen. Und hier tut sich einiges.
Aber natürlich ist nicht a priori jede Wetterkatastrophe auf den Klimawandel zurückzuführen und sehr oft liest man in der Berichterstattung zu Extremwettersituationen dann ähnliche Sätze wie: Der Einfluss längerfristiger Klimaänderungen kann nicht ausgeschlossen und muss noch weiter untersucht werden. Weder alles auf den Klimawandel zurückzuführen noch die Haltung, dass es solche Extreme immer schon gegeben hat wir der richtige Ansatz sein und um hier Licht ins Dunkel und Klarheit über Ursache und Wirkung zu schaffen, wurde von Klimaforschern der Ansatz der Attributsionsforschung oder Zuordnungsforschung entwickelt. Schlicht gesagt geht es darum, wissenschaftlich zu erforschen, in wie weit der Klimawandel sich auf konkrete Wetterextreme wie Hitzewellen, sintflutartige Regenfälle oder Stürme auswirkt. Dabei ist es den Attributionsforschern sehr wichtig, gleichzeitig mit dem Auftreten solcher Extreme ans Werk zu gehen, um in Echtzeit eine wissenschaftliche Einordnung schon parat zu haben, solange das Ereignis noch in den Medien ist. Dieser Zweig der Klimaforschung ist noch sehr jung, da man dazu komplexe Modelle und enorme Rechnerleistungen braucht. Aber 2021 konstatierte der Weltklimabericht erstmals, dass es jetzt möglich ist konkrete Wetterereignisse dem Klimawandel zuzuordnen.
Das ist wichtig, um auch politische und gesellschaftliche Entscheidungen auf ihren Wert zu prüfen, da man konkret den Einfluss des Klimawandels auf das Wetter wissenschaftlich nachweisen kann. Wie das funktioniert und mit welchen Fragen sich Klimaforscher beschäftigen, kann man im Buch “Wildes Wetter” von Friederike Otto, einer Pionierin auf dem Gebiet nachlesen. Ausgehend von einem Zeitpunkt, der einige Jahrzehnte in der Vergangenheit liegt, berechnet man ob und wie wahrscheinlich ein Extremwettereignis auch in dem fiktiven Modell ohne Klimawandel stattgefunden hätte. Man kann sich vorstellen mit wie vielen Daten, Statistiken und verschiedenen Modellen man hier jonglieren muss, um letztendlich belastbare Aussagen treffen zu können. Solche Berechnungen sind erst seit gut 10 Jahren möglich.
Eigentlich eine sehr faszinierende Forschung, wäre es nicht so ernst. Denn die Wahrscheinlichkeit von Wetterextremen ist laut Attributsunsforschung durch den Klimawandel schon nachweislich gestiegen. Und es ist wohl essenziell, dass wir hier nicht an wie immer begründete manipulative Annahmen glauben, sondern an eine Wissenschaft, die sich ständig hinterfragt und ihre Methoden kritisch weiterentwickelt.
Dass sich mit der Attributsonsforschung in dem überaus komplexen Systems des Klimas auch nicht voraussagen lässt, wie Wind und Wetter für uns Segler 2024 so aussehen werden, mag sein. Dass damit ein kritischer Blick auf die Auswirkungen des Klimawandels möglich ist schon. Und da wir es ja beim Klima mit viel Statistik zu tun haben, berufen wir uns auf den berühmten britischen Statistiker George Edward Pelham Box der meinte: Im Prinzip sind alle Modelle falsch, aber manche sind nützlich!