Die Frage, welcher Bootsführerschen für Freizeitskipper der beste wäre, um auf den Meeren dieser Welt zu bestehen, führt je nach Perspektive zu verschiedenen Antworten, die man mitunter sogar als antagonistisch betrachten kann. Die einen meinen, dass ein Schein eine solide Ausbildung dokumentiert und ohne einer solchen wäre man auf See ohnehin dem Untergang geweiht. Die anderen meinen, ein Schein sei das Papier nicht wert, denn der wahre Lehrmeister sei die See selbst.
Und vermutlich sind es genau diese Gegensätze, die die Existenz von Führerscheinen auf See zu einer komplizierten Materie macht. Fest steht, dass man auf hoher See gar keinen Schein braucht, da hier die Zuständigkeit der Nationalstaaten endet. Aber natürlich kann sich die Yachtversicherung erkundigen, ob man überhaupt weiß wo Bachbord und Steuerbord ist und da ist der Nachweis eines Führerscheins sehr hilfreich. Ebenso könnte ein Richter nachfragen ob man denn fahrlässig wäre, wenn man auf hoher See, ohne die nötigen Kenntnisse Menschen in Gefahr bringt. Und nähert man sich dann doch irgendwann der Küste, könnte ja die Küstenwache auf die Idee kommen nach einem Schein mit Stempel und Wappen zu fragen. Und da könnten die Beamten auf See schon einiges zu sehen bekommen. Unter anderen den Sportküstenschifferschein, Befähigungsausweis für Küstennahe Fahrt, Hochseeausweis, Yachtmaster Offshore, Patrón de Yate, Yachtman-brevet, Yachtnavigator-brevet, Capitán de Yate, Befähigungsausweis für Weltweite Fahrt, Sporthochseeschifferschein oder Yachtmaster Ocean.
Zur Skepsis über den Wert von Scheinen trägt ohnehin bei, dass die nationalen Amtsschimmel die Materie sehr unterschiedlich betrachten. Unter deutscher Flagge ist man verpflichtet einen Führerschein zu haben unter österreichischer nicht. Der österreichische Gesetzgeber bietet zwar vier unterschiedliche amtliche Scheine an, schreibt sie aber nicht vor. Deutschland bietet wiederum verpflichtende und freiwillige amtliche Scheine an.
Man kann als Österreicher aber genau so gut den kroatischen Schein machen. Dieser besteht aus einer Theorieprüfung und keinerlei Praxisnachweis. Aber er wird von Österreich anerkannt und von Kroatien sowieso und nach Italien kann man damit auch segeln, weil ihn auch die Italiener anerkennen. In Italien darf man bis 6 Seemeilen von der Küste entfernt überhaupt ohne Schein fahren.
Die Geschichte ließe sich noch ausgiebig fortsetzen und es versteht sich, dass man bei soviel Spitzfindigkeit den Wert solcher Scheine kritisch betrachten kann. Natürlich hat der Schein den Sinn, den gesetzlichen Vorschriften genüge zu tun und man sollte sich über diese gut im Klaren sein, wenn man im Ausland als Gast unterwegs ist.
Aber wir lernen ja nicht für die Küstenwache sondern für das Leben. Und das Leben auf See ist ein Leben, das einem enorm viel der rar gewordenen Freiheit schenkt und diese Freiheit verlang nach Eigenverantwortung. Darum lieben wir das Fahrtensegeln ja auch. Und da niemand als Skipper auf die Welt gekommen ist und wir noch dazu beim Segeln den festen Boden unter den Füßen verlassen, müssen wir das Leben auf See erst erlernen.
Und so sollte man den Schein auch sehen. Er ist eine amtliche Erlaubnis zum Führen eines Schiffes und eine behördliche Bestätigung, dass vom Gesetzgeber beschlossene Standards erlernt und auch abgeprüft wurden. Aber der Schein ist auch immer ein Meilenstein im Erlernen des eigenen Könnens und Wissens. Und es ist durchaus wesentlich nicht nur selbst zu beurteilen was man können und wissen muss, sondern das auch im Zuge eines Scheines, einer Aus- und Weiterbildung und Prüfung zu hinterfragen. Darum sollte man sich gut überlegen, welchen Schein man macht, welche Schule man wählt und welchen Lehrern man vertraut.Denn die Wissensgebiete sind ja gerade beim Segeln unendlich.
Darum empfiehlt es sich, sich an den griechischen Philosophen Sokrates zu halten, und zu wissen, dass man nichts weiß. Sein Schüler Platon meinte dazu, “Es ist keine Schande nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.”