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Untold: The Race of the Century, 2022

Am 14. September 1983 standen sich die amerikanische Yacht Liberty und die australische Yacht Australia II vor Newport, Rhode Island (USA), gegenüber. 12 Tage und 7 Regatten später war die Sensation fix. David Australien hat Goliath USA im spektakulären 25. America's Cup nicht nur besiegt, sondern tief gedemütigt.

Dass sich Net­flix des 25. America’s Cup von 1983 annimmt und eine packen­de Doku dar­über macht, ist kei­ne Über­ra­schung. Denn obwohl man ja den Aus­gang kennt, ist die Geschich­te span­nend, unter­halt­sam und erfri­schend. Seit 1851 domi­nier­te der ehren­wer­te New York Yacht Club den America’s Cup und konn­te 24 Mal jeden Her­aus­for­de­rer besie­gen. Die Auld Mugg genann­te Tro­phäe, eine 69 Zen­ti­me­ter hohe und 14 kg schwe­re sil­ber­ne Kan­ne, gehör­te im Club­haus des NYYC schon zum Inven­tar, wo sie seit 1851 fest fixiert in einer Vitri­ne im “Model Room” stand. Bis 1983 die Aus­tra­li­er die etwas ver­staub­ten Ame­ri­ka­ner sehr, sehr alt aus­se­hen ließen.

Das fas­zi­nie­ren­de an der Doku ist nicht nur ein Sport­er­eig­nis von epi­scher Bedeu­tung, immer­hin geht es beim America’s Cup um die ältes­te sport­li­che Tro­phäe der Welt, son­dern vor allem wie ein Under­dog zum Hel­den wird. Wie Über­heb­lich­keit bit­ter bestraft wird. Und wie Quer­den­ker über das Sys­tem sie­gen. Denn Aus­tra­li­en hat nicht nur eine 132-jäh­ri­ge Sie­ges­se­rie unter­bro­chen son­dern auch die Domi­nanz der USA been­det, weil es auch ande­ren Teams gezeigt hat, dass das Team USA besiegt wer­den kann. USA konn­te zwar seit 1983 den Cup wie­der fünf Mal für sich ent­schei­den, aber Neu­see­land war vier Mal und die Schweiz zwei Mal Gewin­ner. Und die Aus­tra­li­er haben 1983 mit ihrem Wun­der­kiel wohl schon den Grund­stein dafür gelegt, dass die Yach­ten heu­te auf Foils unter­wegs sind.

Die Doku zeich­net mit viel Archiv­ma­te­ri­al den Lauf der Din­ge nach und hier gibt es natür­lich vie­le schö­ne Momen­te. Es wird gezeigt, wel­che gla­mou­rö­se Ver­an­stal­tung der America’s Cup ist und wel­che natio­na­le und his­to­ri­sche Bedeu­tung er hat. Wie sich hier Geld, Macht, Tech­nik und Sport ver­bin­den. Wie die über­le­ge­nen Ame­ri­ka­ner drei Mal (1974, 1977, 1980) die Aus­tra­li­er besie­gen und dann zu sie­ges­si­cher wer­den. Wie der aus­tra­li­sche Skip­per John Bert­rand den Weg zum Sieg über die Tech­nik sucht und sich über ein Sti­pen­di­um am Mas­sa­chu­setts Insti­tu­te of Tech­no­lo­gy (MIT) in Bos­ton das nöti­ge Wis­sen holt. Wie der unkon­ven­tio­nel­le Desi­gner Ben Lex­cen durch den Win­ged Keel der Aus­tra­lia II zur Über­le­gen­heit ver­half. Wie der geheim­nis­vol­le Kiel zum Medi­en­spek­ta­kel, zum Objekt von Spio­na­ge und juris­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen wur­de. Wie plötz­lich der Druck auf die Ame­ri­ka­ner grö­ßer wur­de, weil die Aus­tra­li­er die Vor­ausschei­dun­gen domi­nier­ten. Wie dann ein wah­rer Hype um die Aus­tra­li­er ent­stand und die aus­tra­li­schen Fans New­port rock­ten. Wie alles in der letz­ten Regat­ta, auf den letz­ten Metern ent­schie­den wur­de und Aus­tra­li­en und das Segel­uni­ver­sum Kopf standen.

Die wirk­lich ganz gro­ße Qua­li­tät der Doku ist nicht nur, dass sie die gro­ße Geschich­te von 1983 erzählt, son­dern dass sie von den Hel­den von damals selbst erzählt wird. Die Regis­seu­re holen die Akteu­re des 25. America’s Cup wie­der vor die Kame­ra. Allen vor­an die bei­den Skip­per, John Bert­rand von der Aus­tra­lia II und Den­nis Con­ner von der Liber­ty. Es ist ein­fach schön zu sehen wie tief die Emo­tio­nen bei Sie­gern und Ver­lie­rern auch heu­te noch sit­zen. Und welch außer­ge­wöhn­li­ches Event der America’s Cup ist.