- Erscheinungsjahr: USA, 2022
- Länge: 83 Minuten
- Regie: Chapman Way, Maclain Way
- Musik: Brocker Way
Dass sich Netflix des 25. America’s Cup von 1983 annimmt und eine packende Doku darüber macht, ist keine Überraschung. Denn obwohl man ja den Ausgang kennt, ist die Geschichte spannend, unterhaltsam und erfrischend. Seit 1851 dominierte der ehrenwerte New York Yacht Club den America’s Cup und konnte 24 Mal jeden Herausforderer besiegen. Die Auld Mugg genannte Trophäe, eine 69 Zentimeter hohe und 14 kg schwere silberne Kanne, gehörte im Clubhaus des NYYC schon zum Inventar, wo sie seit 1851 fest fixiert in einer Vitrine im “Model Room” stand. Bis 1983 die Australier die etwas verstaubten Amerikaner sehr, sehr alt aussehen ließen.
Das faszinierende an der Doku ist nicht nur ein Sportereignis von epischer Bedeutung, immerhin geht es beim America’s Cup um die älteste sportliche Trophäe der Welt, sondern vor allem wie ein Underdog zum Helden wird. Wie Überheblichkeit bitter bestraft wird. Und wie Querdenker über das System siegen. Denn Australien hat nicht nur eine 132-jährige Siegesserie unterbrochen sondern auch die Dominanz der USA beendet, weil es auch anderen Teams gezeigt hat, dass das Team USA besiegt werden kann. USA konnte zwar seit 1983 den Cup wieder fünf Mal für sich entscheiden, aber Neuseeland war vier Mal und die Schweiz zwei Mal Gewinner. Und die Australier haben 1983 mit ihrem Wunderkiel wohl schon den Grundstein dafür gelegt, dass die Yachten heute auf Foils unterwegs sind.
Die Doku zeichnet mit viel Archivmaterial den Lauf der Dinge nach und hier gibt es natürlich viele schöne Momente. Es wird gezeigt, welche glamouröse Veranstaltung der America’s Cup ist und welche nationale und historische Bedeutung er hat. Wie sich hier Geld, Macht, Technik und Sport verbinden. Wie die überlegenen Amerikaner drei Mal (1974, 1977, 1980) die Australier besiegen und dann zu siegessicher werden. Wie der australische Skipper John Bertrand den Weg zum Sieg über die Technik sucht und sich über ein Stipendium am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston das nötige Wissen holt. Wie der unkonventionelle Designer Ben Lexcen durch den Winged Keel der Australia II zur Überlegenheit verhalf. Wie der geheimnisvolle Kiel zum Medienspektakel, zum Objekt von Spionage und juristischen Auseinandersetzungen wurde. Wie plötzlich der Druck auf die Amerikaner größer wurde, weil die Australier die Vorausscheidungen dominierten. Wie dann ein wahrer Hype um die Australier entstand und die australischen Fans Newport rockten. Wie alles in der letzten Regatta, auf den letzten Metern entschieden wurde und Australien und das Segeluniversum Kopf standen.
Die wirklich ganz große Qualität der Doku ist nicht nur, dass sie die große Geschichte von 1983 erzählt, sondern dass sie von den Helden von damals selbst erzählt wird. Die Regisseure holen die Akteure des 25. America’s Cup wieder vor die Kamera. Allen voran die beiden Skipper, John Bertrand von der Australia II und Dennis Conner von der Liberty. Es ist einfach schön zu sehen wie tief die Emotionen bei Siegern und Verlierern auch heute noch sitzen. Und welch außergewöhnliches Event der America’s Cup ist.