7 revo­lu­tio­nä­re Bordinstrumente

In der Anti­ke nann­te man einen Segel­törn Odys­see. Man fuhr los, wuss­te aber nicht, wohin und kam nach 10 Jah­ren zurück. Dann kamen die Ent­de­ckungs­rei­sen. Man hat­te einen Plan, der stimm­te aber nicht und am Weg ent­deck­te man irgend ein neu­es Eiland. Zum Glück wur­den inzwi­schen vie­le neue Bord­in­stru­men­te erfun­den, die uns das Leben auf See erleichtern. 

Bord­kom­pass

Der Kom­pass ist nicht nur das wich­tigs­te Navi­ga­ti­ons­in­stru­ment an Bord, son­dern sicher auch das erfolg­reichs­te. Chi­ne­si­sche Navi­ga­to­ren hat­ten bereits im 11. Jahr­hun­dert n. Chr. eine, “Süd­wei­ser” genann­te, schwim­men­de Kom­pass­na­del an Bord und bis heu­te gehört der Magnet­kom­pass zur Stan­dard­aus­rüs­tung jeder Yacht. Im Mit­tel­al­ter wur­de der Kom­pass auch in Euro­pa durch Kreuz­fah­rer bekannt gemacht. Er galt lan­ge Zeit als gut gehü­te­tes Geheim­nis, das man mit der Kon­kur­renz nicht ein­fach so tei­len woll­te.
Natür­lich gab es seit­her vie­le Ver­bes­se­run­gen, doch das Prin­zip ist gleich­ge­blie­ben. Der Zei­ger des Kom­pas­ses rich­tet sich nach dem Magnet­feld der Erde aus, des­sen Feld­li­ni­en etwa in Nord-Süd Rich­tung ver­lau­fen, und zeigt so die Him­mels­rich­tung an, in die wir uns bewe­gen. Auf Schif­fen wur­de die Nadel durch eine Kreis­schei­be ersetzt, der Kom­pass in ein fes­tes Gehäu­se ein­ge­baut und kar­da­nisch auf­ge­hängt. 
Da der geo­gra­phi­sche mit dem magne­ti­schen Nord­pol nicht über­ein­stimmt, muss die Miss­wei­sung beach­tet wer­den, wenn man die Wer­te in das Koor­di­na­ten­sys­tem der Erde über­trägt. Außer­dem reagiert der Kom­pass sehr sen­si­bel auf Metall und elek­tri­sche Strö­me, sodass die dadurch ver­ur­sach­te Ablen­kung immer mit­ein­ge­rech­net wer­den muss.

Lot

Unter See­fah­re­rIn­nen wünscht man sich gemein­hin nicht Glück, son­dern ” immer eine Hand­breit Was­ser unter dem Kiel”. Die­se ergibt sich gemein­hin als Dif­fe­renz zwi­schen Tief­gang und ört­li­cher Mee­res­tie­fe. Da der Tief­gang ja bekannt sein soll­te, gilt es eben die Was­ser­tie­fe zu mes­sen.
Dazu ver­wen­det man ein Lot genann­tes Instru­ment. Ursprüng­lich ver­wen­de­te man das Hand­lot, ein Senk­blei an einer Lei­ne, das solan­ge ins Was­ser gelas­sen wur­de, bis es den Mee­res­grund berühr­te. Da beim Hoch­zie­hen die abge­spul­te Lei­ne in Arm­span­nen abge­zählt wur­de, ergab sich die Was­ser­tie­fe in Faden. Spä­ter kamen Tie­fen­mar­kie­run­gen an der Lei­ne dazu, um die Tie­fe gleich direkt im Was­ser able­sen zu kön­nen. Das Hand­lot hat auch eine Ver­tie­fung an der Unter­sei­te. In die­se wird Rin­der­talg, die soge­nann­te Lot­spei­se gestri­chen, an der Par­ti­kel vom Mee­res­bo­den kle­ben blei­ben und Aus­kunft über die Beschaf­fen­heit geben. 
Heu­te ver­wen­den wir an Bord das elek­tro­ni­sche Echo­lot, das Schall­si­gna­le in die Tie­fe aus­sen­det und die Zeit misst, bis die reflek­tier­ten Schall­wel­len wie­der den Geber errei­chen. Moder­ne Gerä­te kön­nen sozu­sa­gen nach vor­ne mes­sen, ein Mee­res­grund­pro­fil zei­gen und Fisch­schwär­me lokalisieren.

Log

Die Schiffs­ge­schwin­dig­keit ist ein sehr wich­ti­ger Para­me­ter in der Navi­ga­ti­on, schließ­lich will man ja wis­sen, wann man wo ist. Die Bestim­mung des Ortes mit­tels Fahrt und Kurs nennt man Kop­pel­na­vi­ga­ti­on. 
Um die Geschwin­dig­keit zu mes­sen, wur­de frü­her eine Hand­log­ge ver­wen­det. Man warf ein Stück Holz, das Log­scheit ins Was­ser. Die­ses hing an einer Lei­ne mit regel­mä­ßig ein­ge­knüpf­ten Kno­ten. Das Holz blieb an der Stel­le im Was­ser, das Schiff fuhr wei­ter, die Lei­ne spul­te sich ab. Nun muß­te man nur zäh­len, wie­vie­le Kno­ten in einer gewis­sen Zeit, gemes­sen mit der Sand­uhr, abge­spult wur­den und hat­te die Geschwin­dig­keit in Kno­ten. Davon lei­tet sich der all­ge­mei­ne Begriff Log, oder Log­ge für den Geschwin­dig­keits­mes­ser an Bord ab.
Anfang des 19. Jahr­hun­derts ent­wi­ckel­te Edward Mas­sey das Patent­log. Dabei wird ein Pro­pel­ler hin­ter dem Schiff her­ge­schleppt der sich mit der Geschwin­dig­keit dreht,  die­se Dre­hun­gen wer­den an ein Dreh­zahl­mes­ser an Bord abge­le­sen.
Heu­te ist als Log ein Durch­bruch­ge­ber mit einem klei­nen Schau­fel­rad gebräuch­lich, das die Umdre­hun­gen in Geschwin­dig­keit umge­rech­net elek­tro­nisch an die Bord­in­stru­men­te über­mit­telt. Dabei ist zu beach­ten, dass die Log­ge immer nur die Geschwin­dig­keit durchs Was­ser mes­sen kann, da sie ja auch die Strö­mung mitmisst.

Sex­tant

Der Sex­tant ist wohl der Inbe­griff des Navi­ga­ti­ons­in­stru­men­tes und der Navi­ga­tor, der damit umzu­ge­hen weiß,  ist der Inha­ber eines Art Geheim­wis­sens an Bord. Erfun­den wur­de der Sex­tant 1730 vom eng­li­schen Astro­no­men John Had­ley und er dient der Win­kel­mes­sung zwi­schen zwei weit ent­fern­ten Objek­ten. An Bord sind das der Hori­zont und die Son­ne, oder bestimm­te Gestir­ne. Dadurch ist es mög­lich, rela­tiv genau den Brei­ten­grad zu berech­nen, auf dem man sich gera­de befin­det. Üblich ist die täg­li­che Mes­sung der Mit­tags­son­ne, um den Schiffs­ort zu bestim­men, der dann auch Mit­tags­be­steck genannt wird.
Die­se Metho­de der Orts­be­stim­mung war jedoch schon lan­ge vor dem Sex­tan­ten bekannt und wur­de mit Vor­läu­fer­in­stru­men­ten wie dem Jakobs­stab, dem Astro­la­bi­um oder dem Oktan­ten durch­ge­führt. Der Name Sex­tant lei­tet sich vom Rah­men des Instru­ments ab, der einen Kreis­sek­tor von 60°, also einem Sechs­tel eines Kreis dar­stellt.
Heu­te hat der Sex­tant in der Navi­ga­ti­on aus­ge­dient und wur­de voll­stän­dig durch die GPS Orts­er­mitt­lung ersetzt. Den­noch gehört er zu den edels­ten und wert­volls­ten Instru­men­ten an Bord. Aber nicht nur aus nost­al­gi­schen Grün­den, denn die Navi­ga­ti­on mit­tels Sex­tan­ten schafft immer noch ein tie­fes Ver­ständ­nis für navi­ga­to­ri­sche Zusam­men­hän­ge, für die Wei­te des Mee­res, die Erde und das All.

Bord­uhr

Wenn man heu­te an Bord einer Yacht geht, sticht einem ein Ein­rich­tungs­ge­gen­stand beson­ders ins Auge. An der Schott­wand im Salon ist immer eine Bord­uhr in Bull­au­gen­form zu fin­den. Meist befin­det sich neben dem Zeit­mes­ser ein zwei­tes Instru­ment zum Mes­sen von Luft­druck und Tem­pe­ra­tur. Aber die Uhr an Bord hat kei­nes­wegs nur deko­ra­ti­ven Cha­rak­ter, sie erin­nert dar­an dass ein genau­er Chro­mo­graph, neben dem Sex­tan­ten, zum wich­tigs­ten Navi­ga­ti­ons­in­stru­ment auf Schif­fen gehör­te.
Mit dem Sex­tan­ten konn­te man den höchs­ten Stand der Son­ne und dadurch 12 Uhr Mit­tag bestim­men. Auf der Bord­uhr war immer die Stan­dard­zeit, in der Regel die Zeit von Green­wich bei Lon­don, die soge­nann­te Green­wich Mean Time ein­ge­stellt. Da durch Green­wich auch der Null­me­ri­di­an läuft, konn­te man so errech­nen, auf wel­chem Län­gen­grad man sich gera­de befin­det. Da sich die Erde in 24 Stun­den um sich selbst dreht und das Koor­di­na­ten­netz aus 360 Län­gen­gra­den besteht, befin­det man sich genau auf 15°, wenn der Zeit­un­ter­schied zu Green­wich genau plus 60 Minu­ten ist.
Doch es brauch­te erst einen genia­len Uhr­ma­cher, um die­ses Wis­sen in die Pra­xis umzu­set­zen. John Har­ri­son schuf mit sei­ner als H4 in die Geschich­te ein­ge­gan­ge­nen Taschen­uhr ein Wun­der an Prä­zi­si­on und ver­än­der­te damit die Navi­ga­ti­on auf Schif­fen. Ein exakt lau­fen­de Uhr gehör­te von nun an zum Acces­soire  jedes Kapitäns.

Funk

Der mobi­le See­funk­dienst ist seit über 100 Jah­ren die wich­tigs­te Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mög­lich­keit zwi­schen Schif­fen unter­ein­an­der und Küs­ten­funk­stel­len. Durch die wei­te Ver­brei­tung von mobi­ler Tele­fo­nie und Inter­net an Bord, die durch den Ein­satz von Satel­li­ten auch immer unab­hän­gi­ger von der Küs­ten­ab­de­ckung wer­den, wird die Not­wen­dig­keit von Funk an Bord durch­aus auch schon in Fra­ge gestellt. Den­noch ist Funk auch wei­ter­hin eine genia­le Tech­nik, die sich mit Nav­tex, AIS und DSC in den letz­ten Jah­ren auch für Fahr­ten­seg­ler nütz­lich wei­ter­ent­wi­ckelt hat. Und trotz der Flut an Wet­ter­apps gehört für uns das Abhö­ren der Wet­ter­vor­her­sa­ge per Funk ein­fach zum Segeln dazu.
Um 1900 erfolg­te die Kom­mu­ni­ka­ti­on über Funk noch per Mor­se­al­pha­bet, den­noch glich die neue Tech­nik einer Revo­lu­ti­on, war doch zuvor der Aus­tausch von Infor­ma­tio­nen zwi­schen Schif­fen auf Flag­gen­si­gna­le beschränkt. Eine wich­ti­ge Wei­ter­ent­wick­lung brach­te der Sprech­funk.
Durch die nega­ti­ven Erfah­run­gen mit der Ret­tungs­ko­or­di­na­ti­on beim Unter­gang der Tita­nic 1912 wur­de für den See­funk neue Regeln ein­ge­führt, die auch heu­te noch gel­ten: es wur­de eine Abhör­pflicht auf einer Fre­quenz ein­ge­führt, die aus­schließ­lich für Not­fäl­le reser­viert wurde. 

Satel­li­ten­tech­no­lo­gie

Der 4. Okto­ber 1957 stellt die Geburts­stun­de der moder­nen Satel­li­ten­kom­mu­ni­ka­ti­on und ‑tech­nik dar. An die­sem Tag wur­de welt­weit der ers­te Satel­lit, Sput­nik 1, von der Sowjet­uni­on in die Umlauf­bahn der Erde beför­dert. 
Für  uns Seg­le­rIn­nen hat die Satel­li­ten­tech­nik drei sehr wesent­li­che Inno­va­tio­nen gebracht. Durch Satel­li­ten wur­de die Erfas­sung und Aus­wer­tung von Wet­ter­da­ten und dadurch die Pro­gno­sen wesent­lich ver­bes­sert. Die Ver­wen­dung von Satel­li­ten zur Posi­ti­ons­be­stim­mung, gemein­hin als GPS bezeich­net, hat prak­tisch die Navi­ga­ti­on auf See revo­lu­tio­niert. Erst­mals war es mög­lich, mit einem GPS-Emp­fangs­ge­rät jeder­zeit den genau­en Stand­ort nach Län­gen- und Brei­ten­grad zu bestim­men. Das Sys­tem hat nicht nur die Navi­ga­ti­on wesent­lich ver­ein­facht, son­dern trägt auch wesent­lich zur Sicher­heit auf See bei. Die Emp­fangs­ge­rä­te wur­den auch immer klei­ner und kos­ten­güns­ti­ger und heu­te hat man vom Kar­ten­plot­ter, Funk­ge­rät, Tablet, Han­dy bis zur Arm­band­uhr meist gleich meh­rer GPS Emp­fän­ger mit an Bord. Und zusätz­lich bringt uns der Ein­satz von Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sa­tel­li­ten ein hohes Maß an Sicher­heit. Über eine Not­funk­bar­ke (EPIRB) kann im Ernst­fall welt­weit auto­ma­tisch ein Not­fall abge­setzt wer­den und mit einem Iri­di­um Satel­li­ten­te­le­fon, das kaum grö­ßer als ein übli­ches Han­dy ist, kann man auch in den abge­le­gends­ten Gegen­den telefonieren.