Die Tage werden nun seit einigen Tagen wieder länger und das neue Jahr steht vor der Türe. Die Tage sind zwar immer noch kurz, grau und kalt, aber die Vorfreude auf die kommende Segelsaison ist ganz klar im Aufwind und wir sind mit unseren Gedanken schon längst bei endlosen Sommertagen an Bord.
Aber erst einmal begrüßen wir ordentlich das neue Jahr und wünschen einen „Guten Rutsch“, „Happy New Year“ oder „Prosit Neujahr“. Dass wir nicht „Neujahr ahoi“ oder „Ahoi 2022“ wünschen, liegt unter anderem auch an einem Streit zweier Erfinder, denn Ahoy konnte sich als Gruß am Telefon nicht durchsetzen.
Eigentlich ist ja “ahoi” ein recht goldiges Wörtchen, aber irgendwie weiß man es ja auch nicht so recht zu nutzen. Ist es nun ein Gruß, ein Ruf, eine Warnung oder ein Abschiedslaut? Ist es an Bord erwünscht oder verpönt? Ist der Ursprung englisch, schottisch oder holländisch? Ist es “old school” oder “hip”? Jedenfalls wurde schon ein Brausepulver, ein Nachtclub und eine Zeitschrift so Ahoi(y) genannt.
Und ginge es nach Graham Bell, so würden wir uns heute am Handy nicht mit “Hallo” sondern mit “Ahoi” melden. Das Telefon gehört ja unbestritten zu den bahnbrechenden Entwicklungen in der Kommunikation. Die Erfindung geht auf mehrere Personen zurück, sodass es ein einzigen wahre Erfinder des Telefons nicht gibt. Auf jeden Fall aber gäbe es zwischen Alexander Graham Bell und Thomas Alva Edison Ende des 19. Jahrhunderts ein starke Konkurrenz um die kommerzielle Technik. Dabei ging es aber nicht nur um wirtschaftliche und technische Auseinandersetzungen sondern auch darum, wie man denn ein Telefonat eröffnen sollte.
Bell propagierte bis an sein Lebensende “ahoy” sozusagen als Telefongruß. Er behauptete sogar, sein ganzes Leben lang niemals das Wort “Hallo” verwendet zu haben. Der in vielen Sprachen verwendete maritime Gruß und Ruf “Ahoy” hatte sich zwischen Bell und seinem Mechaniker Thomas A, Watson eingebürgert. “Ahoy, ahoy, Watson are you there”, so begann Bell in der Regel seine Testtelefonate mit Watson.
Edison hingegen verwendete als Telefongruß zuerst “halloo” und später “hello”. Entgegen anderer Behauptungen hatte Edison das Wort nicht erfunden. Es war zwar nicht sehr gebräuchlich, geht aber auf Formen wie “hullo”, “hallo”, “halloa” oder “hollo” zurück. Auf jeden Fall haben wir es aber Edison zu verdanken, dass “hello” die Welt erobert hat. “Ahoy” war damals einfach für viele schon zu maritim konotiert und konservativ. “Hello” hingegen kam frisch und ohne Konventionen daher.
Heute haftet “Hello” hingegen eine gewisse Schnoddrigkeit und Beliebigkeit an. Und wenn wir das neue Jahr mit “Hello 2022” begrüßen würden, klingt das so, als ob wir selbst keine besondere Freude daran hätten, dass ein neues Jahr kommt.
Aber wir wollen jetzt gar keine semantische Haarspalterei betreiben. Ob “Ahoy” nun seemännisch ist, ob es der Ruf von Viehtreibern ist, der Gruß der Narren auf den Narrenschiffen oder doch ganz was anderes bedeutet, sei dahingestellt.
Wir sagen “2022 Ahoi” und freuen uns auf die kommende Segelsaison.