All Is Lost, 2014

Ein namenloser Einhandsegler geht mit seiner Yacht Virgina Jean noch einmal auf große Reise und scheitert. Ein außergewöhnlicher Film mit einem herausragenden Robert Redford, der von meisterhaft bis überflüssig, durchaus kontrovers aufgenommen wurde.
  • Deut­scher Titel: All is Lost
  • Erschei­nungs­jahr: USA, 2013
  • Län­ge: 103 Minuten
  • Regie: J. C. Chandor
  • Musik: Alex Ebert
  • Dar­stel­ler: Robert Red­ford

All Is Lost” gehört wohl zu den bekann­tes­ten Segel­fil­men über­haupt, doch kei­ner scheint das Publi­kum, oder bes­ser gesagt das Publi­kum mit Segel­erfah­rung, mehr zu ent­zwei­en, als die Geschich­te des namen­lo­sen Ein­hand­seg­lers, dar­ge­stellt von Hol­ly­wood­star Robert Red­ford. Die einen sehen dar­in ein Meis­ter­werk die ande­ren einen Flop. Wir outen uns hier ein­mal gleich als gro­ße Fans und der Film steht bei uns regel­mä­ßig am Pro­gramm des Hafenkinos.

Begin­nen wir ein­mal mit der Kri­tik. Gleich nach dem Kino­start hagel­te es unzäh­li­ge nega­ti­ve Bewer­tun­gen aus der Seg­ler­sze­ne. Der Film sei unrea­lis­tisch, vol­ler Unge­reimt­hei­ten, der Haupt­dar­stel­ler tref­fe Ent­schei­dun­gen, die ein ech­ter Seg­ler nie tref­fen wür­de und die gan­ze Geschich­te ist ein gro­ber Unfug mit der Wirk­lich­keits­nä­he eines Tat­orts (Robert Red­ford als Ham­bur­ger Tat­ort­kom­mis­sar wür­de uns aber ganz gut gefal­len). Akri­bisch wird auf­ge­zählt, was im Film alles nicht der hei­li­gen See­mann­schaft ent­spricht. Der Film wäre eine ein­zi­ge Anein­an­der­rei­hung gro­ber fach­li­cher Feh­ler. Aber viel­leicht waren die Kri­ti­ker ja auch nur im fal­schen Film. „All Is Lost“ wur­de ja nicht als Doku­men­ta­ti­on, als Segel­lehr­film oder als You Tube Tuto­ri­al ange­prie­sen son­dern als ein Film über einen Mann, dem nur eines bleibt: sein Wil­le zu überleben.

Wir hal­ten uns da lie­ber an das Fazit von Uwe Jan­ßen, dem stell­ver­tre­ten­den Chef­re­dak­teur vom Maga­zin „Yacht“, der den Film als ein cine­as­ti­sches  „Meis­ter­werk“ mit einem bril­lan­ten Robert Red­ford sieht, als ein star­kes Mär­chen aus Hol­ly­wood, als gro­ße Unter­hal­tung. Und sei­ne Emp­feh­lung lau­tet: Bes­ser­wis­ser-Modus aus­schal­ten und hingehen!

Alles über­ra­gend ist natür­lich die Leis­tung von Hol­lwood-Iko­ne Robert Red­ford, der sich nicht nur auf einen Film ein­läßt, in dem er der ein­zi­ge Dar­stel­ler ist und die gan­ze Hand­lung völ­lig allei­ne tra­gen muss, son­dern der dem 77-jäh­ri­gen Star auch eini­ges an Kraft abver­langt. Schließ­lich spielt der Film ja nicht in einem Obst­gar­ten son­dern auf einer Yacht weit drau­ßen am Oze­an. Und Red­ford selbst war sich nicht sicher ob er die Her­aus­for­de­rung meis­tern wür­de: „Anfangs war ich mir wirk­lich nicht sicher, ob ich das packen wür­de. Als ich mich erst­mals mit J.C. traf, ver­sprach ich, alles zu geben, was ich kann. Das war ich ihm als Schau­spie­ler schul­dig, auch wenn ich nicht mehr der Jüngs­te bin. Tat­säch­lich war es ein äußerst inten­si­ver Dreh, aber ich wuss­te ja, wor­auf ich mich einlasse.“.

Robert Red­ford ist in einer außer­ge­wöhn­li­chen Rol­le zu sehen und zeigt hier laut Film­kri­tik die bes­te schau­spie­le­ri­sche Leis­tung seit lan­gem. Und er steht ja nicht zum ers­ten Mal, son­dern seit 1960 vor der Kame­ra und hat Oscar, Gol­den Glo­be, César und Gol­de­nen Löwen im Regal stehen.

Die Sze­ne­rie an Bord einer hava­rier­ter Yacht, Sturm und Unwet­ter macht­los aus­ge­setzt und ohne Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mög­lich­keit zur Aus­sen­welt, schafft den per­fek­ten Rah­men für die ein­dring­li­che Beschrei­bung eines Man­nes, der die Aus­weg­lo­sig­keit sei­ner Situa­ti­on nach und nach akzep­tie­ren muss und um sein Leben kämpft. Mit einer per­fek­ten Kame­ra­füh­rung und Insze­nie­rung wird hier der Blick 106 Minu­ten lang auf den psy­chi­schen Zustand eines alten Seg­lers gerich­tet, der noch ein­mal in sei­nem Leben Frei­heit, Her­aus­for­de­rung und Aben­teu­er gesucht hat und die­se Sehn­sucht mit einer Todes­er­fah­rung bezah­len muss­te. Ohne über­trie­be­ne Dra­ma­ti­sie­rung und rast­lo­se Action beglei­ten wir den ein­sa­men Prot­ago­nis­ten, der nicht ein­mal einen Namen erhält, auf sei­nen Weg ins Unvermeidliche. 

Viel­leicht ist es ja gera­de die Tat­sa­che des Schei­terns, die die zahl­rei­chen Kri­ti­ker am Wahr­heits­ge­halt von „All Is Lost“ nicht akzep­tie­ren wol­len. Ein gut situ­ier­ter,  erfah­re­ner Seg­ler nimmt noch ein­mal das Risi­ko eine gro­ßen ein­sa­men Rei­se mit sei­ner Yacht auf sich und verliert.