ist der beste tag um über das meer nachzudenken

Rich­tig Bunkern

Im richtigen Bunkern sind wir geübt, denn wie die tägliche Frage nach der Wetterlage gehört auch die tägliche Frage nach der Proviantlage zur guten Seemannschaft.

Die  welt­wei­te, unge­brems­te Aus­brei­tung des Coro­na­vi­rus hat uns bis­her völ­lig uner­war­te­te Maß­nah­men wie Lock­down und Qua­ran­tä­ne beschert. Und in Fol­ge die­ser Ver­ord­nun­gen kam auch die Fra­ge in den Fokus, ob denn die eige­ne Vor­rats­kam­mer aus­rei­chend bestückt sei. So stan­den plötz­lich vie­le Men­schen  vor der Auf­ga­be, ihre Spei­cher auf­zu­fül­len, wobei das offen­bar gar kei­ne leich­te Übung ist.

Die intel­li­gen­te Auf­fül­lung der Vor­rä­te nennt man Bun­kern, Hams­tern ist die schrul­li­ge und Hor­ten ist die schwach­sin­ni­ge Vari­an­te. Dass plötz­lich Klo­pa­pier­re­ga­le in den Super­märk­ten leer­ge­räumt wur­den, läßt ver­mu­ten, dass vie­le Men­schen eher im Hor­ten geübt sind als im Bunkern.

Wir Yach­ties sind hier wie­der ein­mal im Vor­teil, denn im rich­ti­gen Bun­kern sind wir geübt. Genau­so wie die täg­li­che Fra­ge nach der Wet­ter­la­ge gehört auch die täg­li­che Fra­ge nach der Pro­vi­ant­la­ge zur guten See­mann­schaft. Hier gilt es die rich­ti­ge indi­vi­du­el­le For­mel zu fin­den. Gegen­über der Situa­ti­on an Land kom­men dabei aller­dings noch ein paar ver­schärf­te Bedin­gun­gen hin­zu. Der Was­ser­hahn an Bord lie­fert nicht unend­lich fri­sches Was­ser, der Kühl­schrank bedarf eines täg­li­chen klu­gen Ener­gie­ma­nage­ments, der nächs­te Super­markt, Bäcker oder Gemü­se­händ­ler ist oft see­mei­len­weit ent­fernt und es gibt Situa­tio­nen an Bord, wo an kochen ein­fach nicht zu den­ken ist. Dazu kom­men noch die beschränk­ten Stau­räu­me und das nicht immer der Halt­bar­keit zuträg­li­che feucht-hei­ße Bordklima.

Dass das nicht immer eine ein­fa­che Auf­ga­be ist, hat wohl jeder schon ein­mal bei einem Char­ter­törn erlebt, wenn eine zehn­köp­fi­ge Crew eine lee­re Pan­try für eine Woche mit Lebens­mit­teln zu bestü­cken hat. Wer küm­mert sich um die Bord­kas­se, wie­viel zahlt wer ein und in wel­cher Wäh­rung, wo ist der nächs­te Geld­aus­ga­be­au­to­mat, wo der nächs­te Super­markt, wo der güns­tigs­te Super­markt, wo gibt es Gemü­se, Steaks, Fisch, Brot, wer trinkt Tee, Kaf­fee, Cola oder doch lie­ber eine Dose Bier zum Früh­stück, was sol­len wir denn über­haupt kochen, wer mag Was­ser mild, still oder pri­ckelnd, was gehört zur Basis­aus­stat­tung der Pan­try, Öl, Salz, Pfef­fer, Zucker?

Und dann for­men sich plötz­lich alle Crews von Char­ter­steg A bis F zu Kara­wa­nen und zie­hen gleich­zei­tig zum Nah­ver­sor­ger los, ste­hen rat­los vor Rega­len her­um, ver­su­chen abzu­schät­zen, wie­viel Zwie­bel für eine acht­köp­fi­ge Crew pro Woche gebraucht wer­den, dis­ku­tie­ren, wel­che Toma­ten die bes­se­re Wahl sind, wer­fen Waren in frem­de Ein­kaufs­wä­gen und ver­su­chen einen Lebens­mit­tel­ein­kaufs­kon­sens zu fin­den. Die Mit­ar­bei­ter bie­ten ver­ständ­nis­vol­le Hil­fe an und die Ein­hei­mi­schen wis­sen wohl, dass sams­tags zwi­schen 15:00 und 19:00 Uhr der mari­na-nahe Super­markt bes­ser zu mei­den ist.

Unter gro­ßer gemein­sa­mer Anstren­gung wird in der Abend­son­ne der Ein­kauf an Bord gebracht, ver­staut und bevor das erleich­tern­de Klir­ren von Wein­glä­sern und Kli­cken von Bier­do­sen zu hören ist, wir bemerkt, dass man vom Gus­to ver­lei­tet, etwas ganz Wich­ti­ges ver­ges­sen hat: das Klo­pa­pier. Und schon wird ganz eilig zu Super­markt gehas­tet und nachgebunkert.

Dass Klo­pa­pier nicht nur an Bord zu ver­sor­gungs­tech­ni­schem Stress führt, hat sich ja im Lock­down deut­lich gezeigt. Doch auch hier haben wir, gut geübt im Bun­kern, schnell die rich­ti­ge Lösung gefun­den. Der online ver­füg­ba­re Toi­let­ten­pa­pier-Rech­ner hat ganz schnell aus­ge­rech­net, wie es um uns steht: Dein Toi­let­ten­pa­pier reicht für 44 Tage. Das sind 30 Tage mehr als die Qua­ran­tä­ne dau­ert. Du soll­test kein wei­te­res Toi­let­ten­pa­pier hamstern.

Und so konn­ten wir unse­re Kon­zen­tra­ti­on auf den Vor­rat  von lebens­not­wen­di­ge­ren Pro­duk­te rich­ten: Scho­ko­la­de und Wein.

mar

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