ist der beste tag um über das meer nachzudenken

Die spre­chen­de Yacht

Dass die Sprache auf See etwas sonderbar ist, läßt sich schon daran erkennen, dass es gar nicht so einfach ist, ein Boot von einem Schiff zu unterscheiden. Und zu allem Überfluss können Yachten auch noch sprechen.

Das mit der See­fahrt und der Spra­che ist eine sehr spe­zi­el­le Ange­le­gen­heit. Irgend­wie heißt alles anders und etwas ver­wir­rend ist es auch manch­mal. Neh­men wir etwa unser schwim­men­des Fahr­zeug (so lau­tet die Bezeich­nung in den Kolli­sons­ver­hü­tungs­re­geln) her.

Ist es nun ein Boot oder ein Schiff, oder bei­des? Dazu gibt es unter­schied­li­che Erklä­rungs­mo­del­le. Wenn man an Bord geht und es wackelt, ist es ein Boot. Wenn nicht, dann ist es ein Schiff, wäre eine Erklä­rung. Oder, ein Schiff kann ein Boot trans­por­tie­ren, aber ein Boot nie­mals ein Schiff, wäre eine ande­re. Aber fra­gen wir ein­fach ein­mal bei der Instanz nach die es wis­sen muss: der deut­schen Mari­ne. Dort geht es nach der Kom­man­do­struk­tur. Auf einem Schiff liegt die Dis­zi­pli­nar­be­fug­nis sowohl beim Ers­ten Offi­zier als auch beim Kom­man­dan­ten. Auf Boo­ten liegt sie nur beim Kom­man­dan­ten. Die Mari­ne hat so gese­hen recht vie­le und recht gro­ße Boo­te.  Oder wir fra­gen bei der Ver­si­che­rung nach. Dort gilt: was unter einer Mil­li­on Euro wert ist, ist ein Boot, was drü­ber ist, ist eine Yacht. Ande­re mei­nen wie­der­um Boo­te und Yach­ten wer­den pri­vat genutzt, Schif­fe gewerb­lich. Aber an der Grö­ße kann es ja wie­der­um nicht lie­gen. Denn wenn sich ein durch­aus beacht­li­ches Was­ser­fahr­zeug haupt­säch­lich  unter Was­ser bewegt, dann ist es ein U‑Boot und kein Unter­was­ser­schiff. Das Unter­was­ser­schiff ist wie­der­um der Teil vom Rumpf, der unter Was­ser ist. Und hat man schließ­lich her­aus­ge­fun­den, ob man ein Schiff oder ein Boot vor sich hat, wäre immer noch zu klä­ren ob es ein Kahn, eine Scha­lup­pe, ein Kut­ter, eine Bar­kas­se, eine Pinasse oder eine Sche­be­cke oder gar eine Dschun­ke ist.

Dem Dilem­ma kann man aller­dings ent­ge­hen, indem wir unser Boot ein­fach als Yacht bezeich­nen. Das klingt nach Plai­sier und schließ­lich sind wir ja zum Ver­gnü­gen unter­wegs. Und das sieht auch unser AIS so, indem es uns und unse­res­glei­chen ganz sim­pel als plea­su­re craft bezeichnet.

Zur mari­ti­men Sprach­ver­wir­rung kommt aller­dings auch noch dazu, dass unse­re Yach­ten spre­chen kön­nen. Sie geben aller­lei Geräu­sche von sich, sie säu­seln, knar­ren, quiet­schen, klop­fen und plät­schern und erzäh­len uns damit ihre Geschich­ten. Manch­mal geben sie uns auch Rat­schlä­ge. “Schüt­ze du mich vor dem Land, dann schüt­ze ich dich vor dem Was­ser!”, raten  sie uns.

Und die enge Ver­bun­den­heit mit unse­ren Yach­ten nimmt dann auch schon fast schi­zo­phre­ne Züge in der Kom­mu­ni­ka­ti­on an. Wenn wir etwa unser Sprech­funk­ge­rät zur Hand neh­men, die PTT Tas­te drü­cken und begin­nen mit andern Yach­ten zu spre­chen: “All ships — this is sai­ling yacht Stel­la Pola­re!” Und als ob wir nicht so recht dar­an glau­ben wür­den, wie­der­ho­len wir das Gan­ze auch gleich noch einmal!

 

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