Seit 39 Tagen ist mit der Vendee Globe wieder die Regatta der Einsamkeit im Gange. 33 hochtechnische Rennyachten mit 33 einsamen SkipperInnen liefern sich ein einsames Rennen rund um die Welt.
Segeln hat ja auch durchaus etwas mit Einsamkeit zu tun, denn je weiter man sich vom Land entfernt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit der Einsamkeit. Einsam fühlt man sich, wenn es ein Bedürfnis nach sozialen Kontakten gibt, das aber nicht erfüllt werden kann. Es ist ein sehr individueller Gemütszustand, der emotionales Leiden nach sich ziehen kann, ebenso wie große Zufriedenheit.
Wer an einer einhand, nonstop Regatta rund um die Welt teilnimmt, muss wohl die Einsamkeit lieben und das auf sich alleine-gestellt-Sein suchen. Dadurch, dass die SkipperInnen anhand von Videos ihre Einsamkeit mit uns teilen, können wir auch erleben, wie emotional es ist, wenn diese Einsamkeit durch Highlights der menschlichen Nähe durchbrochen wird.
Wenn etwa große Freude an Bord herrscht, weil sich stundenlang ein Mitbewerber im Kielwasser zu sehen ist. Wenn ein paar Lichter am Horizont als großes Ereignis präsentiert werden, weil sie von einer einsamen bewohnten Insel im Südatlantik stammen. Oder wenn sich plötzlich fünf Regttaboote zufällig im einsamen Meer in Sichtweite befinden, um ein Stück des Wegs gemeinsam zu gehen.
Und in den nächsten Tagen werden die ersten Schiffe auf der Länge des einsamsten Punktes der Erde sein. Dieser Point Nemo genannte Ort wurde 1992 vom kroatischen Vermessungstechniker Hrvoje Lukatela als der Punkt auf der Erde berechnet, der am weitesten vom Festland entfernt ist. Er befindet sich genau 1.451 Seemeilen in jeder Richtung abseits vom Festland. Ein wahrlich sehr einsamer Ort. Doch selbst hier hat man nicht immer seine Ruhe, denn ab und zu befindet sich die Raumstation ISS in der Nähe und ist dann nur etwa 250 Seemeilen von Point Nemo entfernt.
Aber für uns SeglerInnen gibt es ohnehin noch einen viel, viel einsameren Ort auf dieser Erde. Den eurasischen Pol der Unzugänglichkeit. Dieser befindet sich in der Wüste Gurbantünggüt in Nordwestchina und ist der Ort der Erde, der am weitesten, nämlich 1.280 Seemeilen vom Meer entfernt ist.