Ob die Holzteile, die man am Meeresgrund im Hafen von Newport gefunden hat, von dem Schiff stammen, mit dem James Cook 1769 nach Australien gesegelt ist oder nicht, ist noch nicht eindeutig geklärt. Aber die Aufregung, die darüber nun entstanden ist, zeigt die historische Bedeutung von Schiffswracks.
Die Australier, genauer gesagt, das Australian National Maritime Museum, haben kürzlich erklärt, dass sie Cooks Endeavour nun eindeutig identifiziert haben. Ihr amerikanischer Projektpartner bei der Suche, das Rhode Island Marine Archaeology Project, widerspricht und will das noch einer längeren wissenschaftlichen Untersuchung unterziehen. Somit ist für dicke Luft unter den Unterwasserforschern gesorgt. Die Amerikaner empfehlen den Australiern ihre Emotionen und nationalen Gefühle aus dem Spiel zu lassen. Die Australier meinen, die vertragliche Zusammenarbeit mit den Amerikanern sei sowieso ausgelaufen. Ausser Ruhm und Ehre ist aber ohnehin nicht viel zu holen, denn US Gerichte haben die Wracks vor Newport zum Staatseigentum erklärt.
Warum Aussies überhaupt vor der US Küste tauchen, liegt an der Geschichte der Endeavour. Die britische Marine kaufte 1768 den ehemaligen Kohlefrachter und übertrug ihn James Cook für seine Forschungsreisen. Cook sollte auf Tahiti wichtige astronomische Forschungen betreiben. Allerdings hatte er auch den geheimen Auftrag, sich danach in Richtung Ostaustralien zu begeben, um den noch völlig unerforschten Kontinent zu kartografieren und ihn sich für die englische Krone unter den Nagel zu reissen. 1775 wurde die Endeavour, die für die australische Nationalidentität heute eine große Bedeutung hat, verkauft und in Lord Sandwich II unbenannt. 1778 hat man sie dann im Hafen von Newport versenkt, um eine Blockade für französische Schiffe zu errichten. In dem Wrack steckt also einiges an Geschichte drinnen.
Man schätzt, dass sich auf dem Meeresgrund etwa 3 Millionen Wracks befinden, wobei die ältesten gefundenen Exemplare über 2.400 Jahre alt sind. Und Schiffswracks, oder die Trümmer die, davon noch übrig sind, sind mit unglaublich viel Emotion und Bedeutung aufgeladen. Das hängt natürlich damit zusammen, dass sie immer in Zusammenhang mit ihrem Untergang stehen. Stürme, Krieg, Navigationsfehler, Brände, Kollisionen — es stehen immer mehr oder weniger große Katastrophen mit vielen Opfern dahinter. Somit sind Wracks auch oft auch die letzte Ruhestätte der Crew und man wäre angehalten, die Totenruhe zu wahren. Doch Wracks sind magische Anziehungspunkte für Hobbytaucher, Schatzsucher, Abenteurer und Forscher. 2009 trat die Konvention zum Schutz des Kulturerbes unter Wasser in Kraft. Dadurch sollte der oft im Graubereich liegende rechtliche Schutz gestärkt werden. Unter Unterwasserkulturerbe versteht die Konvention der UNESCO dabei alle Spuren menschlicher Existenz, die mehr als 100 Jahre unter Wasser gelegen haben und von historischer oder kultureller Bedeutung sind.
Mitunter ist die Bedeutung so groß, dass man enorme Energien in alte Wracks steckt. Die schwedischen Galeone Vasa sank 1668 auf ihrer Jungfernfahrt vor Stockholm. 1951 wurde das Wrack gefunden und von 1957 bis 1961 aufwändig geborgen. 1990 wurde schließlich ein beachtliches Museum für das akribisch renovierte Schiff gebaut. Immerhin war die Vasa eines der größten und am stärksten bewaffneten Kriegsschiffe ihrer Zeit. Dass sie schließlich nach weniger als einer Seemeile sank, lag wohl am Größenwahn König Gustav des II, der ein völlig überlastetes topplastiges Schiff bauen ließ.
Der hölzerne Koloss und das großartige Wrackmuseum gehören heute zum schwedischen Nationalerbe und es ist eigentlich sehr erfrischend, wie stolz man auch auf ein so großes nationales Scheitern sein kann.