ist der beste tag um über das meer nachzudenken

Der wah­re Kapitän

Im Streit um den Kapitän der Fischstäbchen musste nun das Gericht entscheiden, wie ein echter Kapitän auszusehen hat.

Dank eines Urteils des Münch­ner Ober­lan­des­ge­richts  wis­sen wir nun, wie ein Kapi­tän zur See­fahrt aus­zu­se­hen hat, oder auch nicht. Und das kam so:

Der Ham­bur­ger Tief­kühl­wa­ren-Pro­du­zent Iglo macht sei­ne panier­ten Fisch­stäb­chen schon seit Jahr­zehn­ten mit der Figur des Käpt’n Iglo sei­nen Kun­den und ganz beson­ders Kin­dern schmack­haft. Die Figur  ist inzwi­schen eine Legen­de, ein Syn­onym für den Typus See­bär mit einer Mar­ken­be­kannt­schaft von unglaub­li­chen 80%. Und Iglo fand es natür­lich gar nicht gut, dass der Kon­kur­rent Appel Fein­kost aus Cux­ha­ven nun eben auch, zumin­dest nach Iglos Ansicht, mit einem Kapi­tän wirbt. Hier wür­de von der Kon­kur­renz frech die Bekannt­heit des Käpt’n für eige­ne Wer­be­zwe­cke genutzt.

Klar, einen Käpi­tän mit so einer lan­gen Geschich­te läßt man sich nicht so ein­fach weg­schnap­pen. Zum ers­ten Mal auf der Bild­flä­che erschien er 1968 als Cap­tain Bird­seye, um die Fisch­pro­duk­te des Tief­kühl­rie­sen Bird­seye aus Chi­ca­go zu bewer­ben. Dass hier­zu­lan­de aus Cap­tain Bird­seye Käpt’n Iglo wur­de, hängt mit den kon­zern­ei­ge­nen Fir­men­ver­flech­tun­gen zusam­men. In Frank­reich, Bel­gi­en und den Nie­der­lan­den heißt er übri­gens Cap­tain Iglo, in Por­tu­gal Capi­tão Iglo und in Ita­li­en Capi­tan Findus.

Käpt’n‑wie-auch-immer ist uns seit­her aus zahl­rei­chen TV-Spots, Wer­be­pla­ka­ten und Fisch­stäb­chen-Ver­pa­ckun­gen ver­traut. Und da auch an so einem Käpt’n der Zahn der Zeit nagt, darf inzwi­schen schon der ach­te Schau­spie­ler den wacke­ren See­mann ver­kör­pern. Legen­där waren John Hewer der von 1967–1998 auf Stäb­chen Fang ging und der deut­sche Schau­spie­ler und Taxi­fah­rer Gerd Deutsch­mann der von 2008–2012 an Bord war. 

Das Set­ting ist aber immer annä­hernd das­sel­be. Ein älte­rer freund­li­cher See­mann mit wei­ßem Voll­bart, geklei­det in Mari­ne Uni­form, wei­ßem Roll­kra­gen­pull­over und Kapi­täns­müt­ze bestrei­tet mit sei­ner aus Kin­dern bestehen­der Crew so man­ches Aben­teu­er. Augen­blick­lich darf der fesche Ita­lie­ner Ric­car­do Acer­bi  ans Ruder und das Image bewegt sich ein­deu­tig von See­bär in Rich­tung Geor­ge Clooney. 

Und dar­an fand wohl auch Appel Fein­kost gefal­len. Doch das Gericht sah hier zu weni­ge Gemein­sam­kei­ten. Denn Käpt’n Appel ist gar kein Kapi­tän. Er trägt näm­li­che kei­ne Kapi­täns­müt­ze, son­dern eine Elblot­sen­müt­ze, einen grau­en und kei­nen blau­en Anzug, kei­nen wei­ßen Roll­kra­gen­pul­li son­dern einen karier­te Wes­te mit Kra­wat­te und Sei­den­schal. Er ist also gar kein See­mann son­dern ein “gut situ­ier­ter Herr in einem ele­gan­ten Dreiteiler”. 

Wie auch immer, das Image des Kapi­täns als kau­zi­ger Salz­bu­ckel hat wohl ausgedient. 

Wenn Dich unsere Kolumne inspiriert hat, freuen wir uns wenn Du diese teilst,

wenn Du Dich zu unserem Newsletter anmeldest

und wenn Du noch mehr davon liest: