ist der beste tag um über das meer nachzudenken

Die Schrau­be ist locker

Auch wenn uns als Segler die Schoten näher sind als die Schiffsschraube, sollten wir einen Blick darauf werfen, wem wir diese geniale technische Erfindung zu verdanken haben.

Vor kur­zem haben wir von unse­rer Win­ter­la­ger-Werft die Nach­richt bekom­men, dass unse­re Schrau­be locker ist. Nun was tun?
Etwas Spiel ist gut, aber unser Spiel ist zuviel. Also abmon­tie­ren und zum Schrau­ben­dok­tor schi­cken, der dann die Nabe tauscht. Wir haben uns ja schon mit unse­rem Die­sel­mo­tor ange­freun­det, ihm einen Namen gege­ben und pfle­gen ihn auch brav. Aber jetzt müs­sen wir uns als Seg­ler auch noch mit den Eigen­hei­ten der Schiffs­schrau­be auskennen?

Zum Glück woh­nen wir ja gleich um die Ecke eines Parks in wel­chem ein schö­nes Denk­mal steht. Der Park heißt Res­sel­park und der Herr auf dem Denk­mal ist dem­entspre­chend Josef Lud­wig Franz Res­sel. Und ihm haben wir es auch zu ver­dan­ken, dass wir uns mit der Schiffs­schrau­be befas­sen müs­sen. Er gilt hier­zu­lan­de näm­lich als deren Erfinder. 

Das wol­len wir uns nun genau­er anschau­en. Josef Res­sel  wur­de 1793 im ost­böh­mi­schen Chru­dim gebo­ren. Er besuch­te das Gym­na­si­um in Linz und die Lan­des-Artil­le­rie­schu­le in Bud­weis, für eine mili­tä­ri­sche Kar­rie­re war er aller­dings zu schwach. Also stu­dier­te er in Wien  unter ande­rem Mecha­nik, Hydrau­lik und Zivil­ar­chi­tek­tur und ent­warf schon eine Schiffs­schrau­be. Da sei­ne Eltern jedoch im Zuge der napo­leo­ni­schen Krie­ge völ­lig ver­arm­ten, konn­te er sei­ne Stu­di­en nicht fort­set­zen. Durch ein kai­ser­li­ches Sti­pen­di­um konn­te er jedoch die Forst­aka­de­mie Maria­brunn besu­chen, die er auch abschloss. 

Er bekam einen Pos­ten als Distrikt­förs­ter in Slo­we­ni­en und dadurch kam er wie­der mit dem Schiffs­bau in Berüh­rung. Die öster­rei­chi­sche Mit­tel­meer­flot­te soll­te auf­ge­baut wer­den, dazu benö­tig­te man Holz und natur­ge­mäß fähi­ge Förs­ter. So bekam Res­sel den wun­der­ba­ren Titel des kai­ser­lich könig­li­chen Mari­ne­forst­in­ten­dan­ten der küs­ten­län­di­schen Domä­nen­in­spek­ti­on in Tri­est. Hier hat­te er auch die Mög­lich­keit sei­ne alte Idee der Schiffs­schrau­be erfolg­reich zu tes­ten und bekam sogar ein Patent dar­auf. Er schei­ter­te jedoch bei der Finan­zie­rung sei­ner Erfin­dung und ver­such­te es 1823 damit in Paris. Doch die Fran­zo­sen klau­ten sei­ne Idee.

Inzwi­schen wur­de man jedoch auf die Idee der Schiffs­schrau­be auf­merk­sam und Res­sel mach­te wei­te­re Ver­su­che in Tri­est. Da es jedoch bei einem Test mit einer Geschwin­dig­keit von sechs Kno­ten einen Unfall gab, wur­den ihm die Ver­su­che poli­zei­lich unter­sagt und er wur­de ins Lan­des­in­ne­re ver­setzt. Die Schiffs­schrau­be wur­de dann jedoch auf dem bri­ti­schen Schrau­ben­damp­fer Archi­me­des umge­setzt. Als der bri­ti­schen Regie­rung Zwei­fel über den wah­ren Erfin­der kamen, schrieb sie einen Preis aus. Fünf Bri­ten wur­den schließ­lich mit dem Preis bedacht. Res­sel ging leer aus. Die Unter­la­gen, die bewei­sen soll­ten, dass er die Schiffs­schrau­be erfun­den hat­te, kamen zufäl­lig nie in Lon­don an. Res­sel starb ohne Aner­ken­nung 1857 in Lai­bach an Malaria.

Heu­te gilt er als gro­ßer öster­rei­chi­scher Erfin­der, brach­te es auf die 500 Schil­ling Bank­no­te und zu einer Gas­se und einem Park in Wien, wo auch sein Denk­mal steht. Dass der Res­sel­park heu­te als Dro­gen­um­schlag­platz berüch­tigt ist, dürf­te den erfin­de­ri­schen Förs­ter wohl auch nicht mehr betrüben.

Wir haben ihm auf alle Fäl­le sehr viel zu ver­dan­ken. Ohne ihn hät­ten wir näm­lich heu­te Schau­fel­rä­der auf der Steu­er­bord- und Back­bord­sei­te unse­rer Yachten. 

mar

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