Die UN-Klimakonferenz in Glasgow geht gerade in den Endspurt, oder wird verlängert, weil sich die Mächtigen nicht einig sind, oder auch nicht. Wir sind es ja gewohnt, dass in Sachen Klimaschutz wenig Fassbares in Gang kommt und vieles vereinbart wird, was das Papier nicht wert ist. Dennoch waren die Apelle diesmal überraschend heftig. Der UN- Generalsekretär redet davon, dass wir uns gerade unser eigenes Grab schaufeln und der ansonsten mit einer großen Klappe ausgestattete britische Premierminister meint, dass es sehr, sehr schwierig wird.
Auch Greta Thünberg war vor Ort und bringt die Ergebnisse so auf den Punkt: Blah, blah, blah. Wir erinnern uns, dass Greta 2019 mit Profisegler Boris Herrmann zum Klimagipfel in New York segelte, weil sie aus Prinzip nicht umweltschädlich fliegen wollte. Greta wollte ein Zeichen setzen. Letztendlich mußten aber erst Recht fünf Profiskipper Flüge nehmen, um das Ganze möglich zu machen und so war das Symbol auch nicht gerade klimafreundlich. Aber immerhin wurde das Segeln so zum klimafreundlichen Reisen geadelt.
Nun, eines ist sicher, wir müssen alle gemeinsam handeln, um die Erde als bewohnbaren Planeten zu erhalten. Jeder von uns wird unweigerlich über die Konsequenzen seines Tuns nachdenken müssen. Und das Motto ist auch schon klar: Less is more.
Die gute Nachricht ist, dass wir SeglerInnen darin schon sehr geübt sind. Klar, eine Segelyacht gilt zweifelsohne als ein Luxus, man muss sich den Kauf und den Unterhalt einer solchen erst einmal leisten können. Aber das Leben an Bord ist dann alles andere als ein Luxusleben — im Gegenteil, es ist eine Übung in Verzicht und Entschleunigung.
Es gibt schon ein sehr ausgeprägtes Glücksgefühl, wenn sich fünf Tonnen Schiff, rein durch die Kraft des Windes fortbewegt, völlig emissionsfrei. Dafür müssen wir aber geduldig sei, auf den richtigen Wind warten und dann in die Richtung segeln, die uns der Wind vorgibt. Sehr schnell sind wir dabei nicht, aber genau diese Reduktion der Reichweite und der Möglichkeiten schenkt uns sehr viel Zufriedenheit. Irgendwie haben wir beim Segeln das Gefühl, die Zeit scheint stillzustehen. Das ist wahrer Luxus in Zeiten wie diesen.
Um mit unseren Schiffen reisen zu können, brauchen wir aber auch ein gewisses Mass an Versorgung. Strom, Wasser, Diesel und Petroleum sind an Bord sehr limitiert und es gehört zur guten Seemannschaft, mit diesen Ressourcen sehr, sehr sparsam umzugehen. Wir haben im Jahr 2021 70 Tage an Bord verbracht. Dabei haben wir 700 Liter Wasser, 50 Kilowattstunden Strom, 40 Liter Diesel und 1,5 Liter Petroleum verbraucht. Verglichen mit dem Energieverbrauch unserer 90 Quadratmeter Altbauwohnung in Wien ist das bescheiden.
Aber zum Segeln braucht man auch ein Schiff und der Bau eines solchen benötigt auch einiges an Ressourcen. Wir kennen natürlich die Leichen, die als Sondermüll am Trockenliegeplatz herumliegen. Nicht alle Schiffe sind für die Ewigkeit gebaut. Aber unsere HR 312 ist nach 30 Jahren noch nahezu im Originalzustand und so seetüchtig, dass ganz sicher unsere vierjährige Nichte damit noch die Adria unsicher machen wird. Auch auf unserer Shark24, Baujahr 1972, hatten wir nie das Gefühl auf einem alten Boot zu sitzen. Yachten können mitunter also eine sehr lange Lebensdauer haben. Und inzwischen gehen Ausrüstungshersteller auch in Richtung Nachhaltigkeit. Elvström Sails bringt gerade Segel aus Recycling-Material auf den Markt und der Leinenhersteller Gleistein hat sein ganzes Dyneema Sortiment auf nachwachsenden Biofasern umgestellt.
Bleibt noch der Umstand, dass das Segelrevier nicht immer vor der Haustüre liegt. Für uns hat sich da eine neue Möglichkeit aufgetan. Um unsere Heimatmarina nahe Triest zu erreichen, gibt es seit kurzem wieder eine direkte Zugverbindung zwischen Wien und Triest. Der EC 151 benötigt knappe 9 Stunden für die 470 km lange Strecke. So können wir mit der wunderbaren Entschleunigung in Zukunft schon bei der Anreise beginnen. Less is more!
mar