Hasenkopf Kugelfisch
Lagocephalus sceleratus
Wegen einem Konflikt mit dem türkischen Präsidenten hat es der Hasenkopf-Kugelfisch kürzlich auf so manche Titelseite geschafft.
Tayyip Erdoğan hat auf den eigentlich recht hübschen und sehr interessanten Meeresbewohner ein Kopfgeld ausgesetzt. Dabei geht es nicht etwa um kulinarische Interessen, denn das Fleisch des Fisches ist giftig. Vielmehr ist es eine Eigenschaft, die ihn im Mittelmeer nicht besonders beliebt macht. Er ist invasiv!
Er ist durch die Meereserwärmung vom Roten Meer ins Mittelmeer eingewandert und scheint sich dort sehr wohl zu fühlen. Doch leider bringt er die Biodiversität dort ordentlich durcheinander und wird mittlerweile als Schädling gesehen.
Der Hasenkopf-Kugelfisch, eine von 200 bekannten Kugelfischarten, hat sich durch den Suez-Kanal vom Roten Meer in Richtung Mittelmeer aufgemacht, um zu schauen, ob es sich dort nicht auch recht gut leben läßt. Und tatsächlich hat sich das Mittelmeer durch die Klimakrise so erwärmt, dass er sich dort inzwischen recht wohl fühlt. Dieses Phänomen nennt man biologische Invasion. Eine bisher nicht vorhandene Tier- oder Pflanzenart dringt, meist unter tatkräftiger Mithilfe des Menschen, in ein Gebiet ein, in dem sie bisher nicht vorhanden war und bringt das Ökosystem ordentlich durcheinander. Das Mittelmeer ist davon besonders betroffen, da es sich überdurchschnittlich schnell erwärmt und sich dort, zum Leidwesen der sensiblen Ökosysteme, invasive Arten ausbreiten.
Der Hasenkopf-Kugelfisch wurde 2003 zum ersten Mal vor der türkischen Küste gesehen und ist seither zur Plage geworden, die sich immer weiter Richtung Westen ausbreitet. Leider frisst er vom Tintenfisch bis zur Krabbe so ziemlich alles, was ihm begegnet, hat aber so gut wie keine natürlichen Feinde. Der Name Hasenkopf kommt übrigens von seinen vier sehr scharfen Hasenzähnen mit welchen er auch sehr gerne an Fischernetzen knabbert.
Und eine weitere Eigenschaft trübt die Freude über die neue Fischpopulation — essen kann man ihn nicht. Ja, sein Verzehr ist sogar verboten. Schuld daran ist das Nervengift Tetrodotoxin, das im durchaus schmackhaften und fast grätenlosen Fleisch enthalten ist. Nur speziell ausgebildete japanische Fugu-Köche wissen, wie man Kugelfische zubreitet, ohne dass sie zur Henkersmahlzeit werden.
Vom Aussehen her ist der Hasenkopf-Kugelfisch ein recht stattlicher Zeitgenosse. Er wird bis zu einem Meter lang, bringt bis zu 7 Kilo auf die Waage und lebt etwa 10 Jahre. Er hat einen grünlichen Rücken mit schwarzen Punkten, einen weißen Bauch und wird von einem silbernen Band durchzogen. So sieht er aus, wenn er gerade flanierend durch das Meer schwimmt.
Droht Gefahr, verläßt er sich aber nicht auf sein giftiges Fleisch. Denn bis sein Feind darauf kommt, dass er eben den falschen Fisch verschluckt hat, ist es auch für ihn wohl zu spät. Droht Gefahr, setzen die Fische einen Reaktion in Gang, die ihnen ihren Namen eingebracht hat. Sie pressen mit sehr starken Muskeln Wasser vom Mund in eine Erweiterung des Magens und pumpen sich so kugelförmig auf. Dadurch stehen, die normalerweise enganliegenden Stacheln weit vom Körper ab und werden zu Widerhaken. So sind Kugelfische eine recht unattraktive Beute für andere Raubfische.
Bis 2023 wollen die Türken mit einer Prämie von 50 Cent pro Stück 500.000 Hasenkopf-Kugelfische aus dem Meer holen. Wenn es dem Meer hilft, ist das gut. Dennoch sollten wir uns dringend Gedanken darüber machen, wie wir die Erwärmung des Mittelmeers stoppen können. Denn die Schönheit und Harmonie dieses einzigartigen Ökosystems ist ernsthaft in Gefahr.