Dem österreichische Physiker Anton Zeilinger wurde 2022 gemeinsam mit Alain Aspect und John Clauser der Nobelpreis für Physik zuerkannt. Den Preis erhielten die drei Physiker für ihre Forschungen im Bereich der Quantenteleportation. Den Versuch die Thematik hier in zwei Sätzen zu erklären, will ich aus Unkenntnis unterlassen.
Nun gehört der Nobelpreis wahrscheinlich zu den höchsten Auszeichnungen für einen Physiker, zu den medienwirksamsten aber mit Sicherheit. Und in einer Talkshow wurde Anton Zeilinger gefragt, ob man denn schon als Kind lernen muss ganz viel nachzudenken, um einmal Nobelpreisträger zu werden. Ja, meinte der Gefragte, man muss sich schon andauernd mit diesen Fragen der Physik beschäftigen und das kann man auch nicht abstellen.
Aber es gibt für ihn eine Tätigkeit, wo das Nachdenken auf längere Zeit weg ist und das ist Segeln. Beim Segeln muss er ununterbrochen Acht geben, da ist sein Kopf ständig mit Wind, Wasser und Segel beschäftigt.
Dass soviel Intelligenz und Wissen beim Segeln zur Ruhe kommt, ist natürlich eine sehr schöne Erfahrung die ich, und vermutlich die meisten SeglerInnen, gewiss nachvollziehen können. Boatoffice hin oder her, sobald man die Landleinen löst, stellt sich dieses Gefühl ein, von dem Anton Zeilinger spricht. Man taucht dann so tief ins Segeln ein, ist mit Wind, Wetter und Meer beschäftigt. Man muss auf sein Schiff horchen, die Navigation nicht aus den Augen verlieren und ständig die Segel nach dem Wind ausrichten. Das klingt zwar nach Arbeit, ist es aber nicht. Es klingt ja paradox, auf der einen Seite ist man total gefordert beim Segeln, es kann sehr anstrengend, stressig und sogar beängstigend sein, wenn man draußen am Meer unterwegs ist. Und dennoch stellt sich sofort ein ganz intensives Glücksgefühl ein. Diese Mischung aus Herausforderung und Glück läßt einfach im Kopf keinen Raum mehr für andere Gedanken und das ist schon sehr einzigartig.
Man kennt das Gefühl, nach einem langen fordernden Segeltörn zwar körperlich erschöpft aber im Kopf völlig frei und erholt wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Aber nicht nur Anton Zeilinger scheint dieses Abschalten beim Segeln zu genießen. Auch sein Kollege, der Experimentalphysiker John Clauser, mit dem er den Nobelpreis bekommen hat, ist ein herausragender Segler. Und auch Albert Einstein war gerne mit seinem, Tümmler getauften, Segelboot am Wasser. Beim Segeln könne er sich völlig fallen lassen und die Welt vergessen, beschrieb der wohl berühmteste Zungenzeiger der Welt seine Segelleidenschaft.
Nachdenken und Segeln scheinen also sehr gut zusammenzupassen: quod esset demonstrandum.