ist der beste tag um über das meer nachzudenken

Schlaf­los durch den Wind

Es gibt einfach 1000 Gründe an Bord schlecht zu schlafen. Trotzdem findet man auf der ganzen Welt keinen besseren Schlafplatz als die Bugkoje, die Achterkoje, die Lotsenkoje, die Hundekoje oder die Plicht.

Ein kur­zer Blick auf die Wet­ter App offen­bart schon, dass es mit der Müt­ze voll Schlaf nichts wer­den wird. Bora ist ange­sagt und die bringt nicht nur fri­sche Luft son­dern mich auch um den wohl­ver­dien­ten Schlaf. Fal­len schla­gen, Fest­ma­cher quiet­schen, Fen­der wet­zen und kaum wol­len die Augen zufal­len, heult wie­der eine Böe auf, mit dem ein­zi­gen Ziel, mir den Schlaf zu rauben.

Es gibt ein­fach 1000 Grün­de, war­um ich an Bord schlaf­los bin. Vom Sur­ren der Dirk bis zum Geplät­scher der Wel­len, von der drü­cken­den Luft­feuch­tig­keit bis zur Was­ser­pum­pe des Steg­nach­barn. Manch­mal ist der Wind so laut wie ein Trom­mel­wir­bel, manch­mal ist es so wind­still, dass sich jeder Ton über die Was­ser­ober­flä­che her­an­schleicht. Dabei sind unse­re Ansprü­che an den Schlaf ja nicht uto­pisch, wir wol­len schnell ein­schla­fen, gut durch­schla­fen und aus­ge­schla­fen auf­wa­chen. Und nicht schlaf­los in der Koje liegen.

Aller­dings ist mei­ne Schlaf­lo­sig­keit an Bord eine ganz ande­re als an Land. An Land kommt sie von innen. Stress und Grü­be­lei schal­ten plötz­lich mein Hirn ein und machen mich schlaf­los. An Bord schal­tet die Zufrie­den­heit mein Hirn aus und macht mich schläf­rig. Und dann kommt die Schlaf­lo­sig­keit von aus­sen, etwa in Form der Bora. An Land macht mich die Schlaf­stö­rung ener­gie­los, schlapp und zor­nig. An Bord bin ich trotz gestör­tem Schlaf nie müde, obwohl ich drei­mal auf­ge­stan­den bin um nach­zu­se­hen was da an den Mast schlägt, was da so grau­en­haft quietscht oder war­um sich die Was­ser­pum­pe ein­ge­schal­tet hat.

Viel­leicht liegt es dar­an, dass es an Bord kei­ne Ter­mi­ne gibt. Oder es erin­nert uns an glück­li­che prä­na­ta­le Zei­ten, wenn wir in der schau­keln­den Koje lie­gen und die Wel­len plät­schern. Oder weil nir­gend­wo die Sies­ta bes­ser gelingt als an Bord, wenn ein fri­sches Lüft­chen durch den Salon weht. An Bord fühlt sich der Schlaf, trotz der Enge der Koje immer gesund an. An Land schla­fe ich auch immer in mei­nem Bett. An Bord oft in der Bug­ko­je, aber auch im Salon, mal Back­bord, mal Steu­er­bord, oder in der Hun­de­ko­je. Und wenn die Nacht beson­ders lau ist und der Mond neu, schla­fe ich in der Plicht. Durch den gere­gel­ten Zeit­ab­lauf weiß ich an Land immer, wie lan­ge ich geschla­fen habe. An Bord weiß ich das nie so genau. 

Nichts­des­to­trotz haben For­sche­rIn­nen der Fudan-Uni­ver­si­tät in Shang­hai nun her­aus­ge­fun­den, wie lan­ge der gesun­de Schlaf zu dau­ern hat. Die Stu­die läßt auf eine opti­ma­le Schlaf­dau­er von 7 Stun­den schlie­ßen. Sowohl Län­ger­schlä­fe­rIn­nen als auch Kür­z­er­schlä­fe­rIn­nen wur­den viel öfter von Depres­sio­nen, Ängs­ten und gerin­gem all­ge­mei­nen Wohl­be­fin­den geplagt. Immer­hin wur­den Daten von fast 500.000 Men­schen aus­ge­wer­tet. Muss ich mir nun also einen genau­en 7 Stun­den Schlaf­plan an Bord zurechtlegen?

Aber mög­li­cher­wei­se haben die For­scher ein­fach die Fal­schen gefragt. Denn über Depres­sio­nen oder gerin­ges Wohl­be­fin­den kann ich mich beim Segeln nie bekla­gen. Denn Segeln macht glück­lich und noch dazu ganz schön müde.

mar

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