Ship of Fools, 1965

Am Anfang des Films tritt der kleinwüchsige Carl Glocken auf und begrüßt uns Zuschauer: "My name is Carl Glocken and this... is a ship of fools. I'm a fool and you'll meet more fools as we go along... this tub is packed with them. Emancipated ladies... ball players... lovers... dog lovers... ladies of joy... tolerant jews... dwarfs... all kinds... and who knows... if you look closely enough, you may even find yourself on board."

Wir befin­den uns im Jahr 1933 an Bord des deut­schen Lini­en­schif­fes “Vera”, das von Ver­a­cruz nach Bre­mer­ha­ven unter­wegs ist und uns auf ihre Rei­se mit­nimmt. Am Unter­deck sind 600 spa­ni­sche Arbei­ter an Bord, die aus Kuba aus­ge­wie­sen wur­den und am 1. Klas­se Ober­deck befin­det sich ein Pan­op­ti­kum an Pas­sa­gie­ren, die unter­schied­li­cher nicht sein könn­ten. Ihre tra­gi­schen Geschich­ten und ihre kran­ken Bezie­hun­gen rol­len mit dem Damp­fer vor unse­ren Augen ab und sie berei­ten vor der Kulis­se des Atlan­tiks ein Dra­ma von mensch­li­chen Abgrün­den aus. Dazu bil­det nicht nur das Schiff einen Rah­men von dem es kein Ent­kom­men gibt, son­dern auch die pol­ti­sche Situa­ti­on, kurz vor der Macht­über­nah­me der Nazis.

1962 ver­öf­fent­lich­te die ame­ri­ka­ni­sche Schrift­stel­le­rin Kathe­ri­ne Anne Por­ter den Roman “Das Nar­ren­schiff”, der drei Tage nach der Ver­öf­fent­li­chung auf Platz 1 der Best­sel­ler­lis­te lan­de­te und in den 196oer Jah­re zum meist­ver­kauf­ten Buch in den USA wur­de. Die New York Times bezeich­ne­te das Buch als den “Roman, auf den eine gan­ze Genera­ti­on drei­ßig Jah­re lang gewar­tet hat”. Inspi­riert wur­de Por­ter zu der Geschich­te unter ande­rem durch eine Schiffs­rei­se von Ver­a­cruz nach Bre­mer­ha­ven, die sie 1931 unter­nahm. Das Hol­ly­wood Stu­dio United Artists ver­gab die Film­rech­te und betrau­te Stan­ley Kra­mer mit der Regie. Kra­mer gilt als ein Regis­seur, der sich auch an poli­tisch heik­le The­men wagt und eini­ge Film­klas­si­ker schuf.

Für das Nar­ren­schiff hol­te er ein ein­zig­ar­ti­ge Beset­zung an groß­ar­ti­gen Schau­spie­le­rIn­nen an Bord. Ein Lis­te so hoch­ka­rä­ti­ger Künst­le­rin­nen hat sich weder zuvor noch danach jemals  in einem ein­zi­gen Film zusam­men­ge­fun­den: Simo­ne Signo­ret, Jose Fer­rer, Lee Mar­vin, Oskar Wer­ner, Eliza­beth Ash­ley, Geor­ge Segal, Jose Gre­co, Micha­el Dunn, Charles Kor­vin, Heinz Rüh­mann, Chris­tia­ne Schmidtmer.

Ganz am Anfang des Films tritt der klein­wüch­si­ge Carl Glo­cken auf und begrüßt uns Zuschau­er: “My name is Carl Glo­cken and this… is a ship of fools. I’m a fool and you’ll meet more fools as we go along… this tub is packed with them. Eman­ci­pa­ted ladies… ball play­ers… lovers… dog lovers… ladies of joy… tole­rant jews… dwarfs… all kinds… and who knows… if you look clo­se­ly enough, you may even find yourself on board.” Der von Micha­el Dunn gespiel­te Glo­cken hat im Film die Rol­le des Beob­ach­ters, der immer die Über­sicht bewahrt und als Klein­wüch­si­ger auch außer­halb der der Gesell­schaft steht. Als ihn der von Hein Rüh­mann gespiel­te Jude Juli­us Löwen­thal fragt, ob er sicher sei, dass er kein Jude sei, ant­wor­tet Glo­cken: Ich bin ein­fach mei­ne ganz eige­ne Minderheit.

Nach Glo­cken tre­ten nach und nach die illus­tren Prot­ago­nis­ten auf. Unter ande­rem der geschei­ter­te Ex-Base­ball­pro­fi Bill Ten­ny (Lee Mar­vin), der deut­sche Ver­le­ger Sieg­fried Rie­ber (Jose Fer­rer), der mit den Ideen der Natio­nal­so­zia­lis­ten sym­pa­thi­siert, der jüdi­sche Kauf­mann Juli­us Löwen­thal (Heinz Rüh­mann) der gemie­den wird, aber den Anti­se­mi­tis­mus her­un­ter­spielt, Mary Tre­ad­well (Vivi­en Leigh), eine altern­de  wohl­ha­ben­de Ame­ri­ka­ne­rin die an der Lie­be geschei­tert ist, der Fla­men­co­tän­zer Pepe (Jose Gre­co), der in Wirk­lich­keit der Zuhäl­ter der weib­li­chen Mit­glie­der sei­ne Tanz­trup­pe ist. Alles zusam­men eine trau­ri­ge Gesell­schaft geprägt von Hass, Lüge, Miss­gunst, Depres­si­on, Ras­sis­mus und ganz viel Eitelkeit.

Dazu kommt Kapi­tän Thie­le (Charles Kor­vin) der erfolg­los ver­sucht, sich aus den gan­zen Abgrün­den fern­zu­hal­ten und den öster­rei­chi­schen Bord­arzt Dr. Wil­helm Schu­mann (Oskar Wer­ner) vor­schickt, um die Pas­sa­gie­re unter Kon­trol­le zu hal­ten. Dr. Schu­mann ist aller­dings schwer herz­krank, ver­liebt sich tra­gisch in die Dro­gen­ab­hän­gi­ge Kom­tes­se (Simo­ne Signo­ret) und ver­läßt das Schiff in Bre­mer­ha­ven im Sarg.

Die­se geball­te Kon­zen­tra­ti­on an gro­ßen Schau­spie­le­rIn­nen legen eine groß­ar­ti­ge Dar­stel­lung der ein­zel­nen Cha­rak­te­re hin, die manch­mal auch als zu kli­schee­haft kri­ti­siert wird. Aber man kann eigent­lich soviel mensch­li­che Dra­men eigent­lich nur über­zeich­nen, um sie erträg­lich zu machen.

Und Stan­ley Kra­mer ver­steht es vor­züg­lich, die­ses Schiff vol­ler Nar­ren in unglaub­lich per­fek­ten und schö­nen schwarz­weiß Bil­der zu insze­nie­ren. Das ist Hol­ly­wood in cine­as­ti­scher Höchst­form. Der Film erhielt dem­nach auch einen Oskar für die bes­te Kame­ra­füh­rung und die bes­ten Sze­nen­bil­der. Erwähnt sei auch noch die Film­mu­sik von Ernest Gold, der eine groß­ar­ti­gen musi­ka­li­schen Bogen von Salon­mu­sik bis zu deut­schen Schla­gern schuf.

Und der letz­te Mono­log des Films ist wie­der für Carl Glo­cken reser­viert: 
“What has all this to do with us?”

“Not­hing!”.