Am 13. Jänner 2012 ereignete sich ein Schiffsunglück, dessen Hergang man als verantwortungsvoller Hobbyskipper nur schwer nachvollziehen kann. Ohne dass ein technischer Defekt, schweres Wetter oder die Einwirkung eines anderen Schiffes vorlag, rammte das moderne Kreuzfahrtschiff Costa Concordia einen Felsen und schlug Leck. Daraufhin ging es etwa 100 Meter von der italienischen Insel Giglio entfernt auf Grund und legte sich zur Seite. An Bord befanden sich 4229 Menschen, von denen tragischerweise 32 das Unglück nicht überlebten.
Das Schiff wollte die italienische Insel zur Unterhaltung der Passagiere ganz Nahe passieren. Trotz einer professionellen Schiffsführung und aller erdenklicher Navigationsausrüstung wie Radar, AIS, elektronischer Navigationssysteme und natürlich Echolot, misslang das Manöver. Was sich ganz genau abspielte, wurde in langen Gerichtsprozessen geklärt und läßt sich hier in wenigen Zeilen nicht darstellen. Doch nicht nur das Manöver war fahrlässig, sondern auch das Krisenmanagement versagte völlig. So wartete man mit der Anforderung von Hilfe lange zu, in der Hoffnung dann den ganzen Vorfall zu vertuschen und etwaige Imageschäden für die Reederei abzuwenden.
Fest steht, dass der Kapitän zu 16 Jahren Haft verurteilt wurde. Fünf Jahre für das fahrlässige Herbeiführen der Havarie, zehn Jahre für die mehrfache, fahrlässige Tötung zusammen mit fahrlässiger Körperverletzung und ein Jahr für die Zurücklassung Hilfsbedürftiger in Tateinheit mit vorzeitigem Verlassen des Schiffs. Der Kapitän hatte sich lange bevor alle Passagiere evakuiert waren an Land gerettet. Berühmt wurde das aufgezeichnete Telefonat zwischen dem Kommandanten der maritimen Notleitstelle und dem Kapitän, den er mit “Geh an Bord, du Scheißkerl!” anwies, bei der Rettung zu helfen.
Dass sich so ein Unglück genau 100 Jahre nach dem Untergang der Titanic ereignet, mutet schon seltsam an. Damals wurden als Reaktion auf den Untergang und um in Zukunft solche Schiffsunglücke zu vermeiden, internationale Sicherheitsstandards gefordert. 1914 wurde schließlich die erste Version der SOLAS, der International Convention for the “Safety of Life at Sea“ (Internationales Übereinkommen zum Schutz des menschlichen Lebens auf See) verabschiedet. Unterzeichnet wurde es unter anderem im Namen des amerikanischen Präsidenten Wilson, des deutschen Kaisers Wilhelm II, des russischen Zars Nikolaus II und des österreichischen Kaisers Franz Joseph I.
Inzwischen haben also schon einige Schiffe den Atlantik überquert und aktuell ist die fünfte Version der UN Konvention, die SOLAS 74 in Kraft. Die letzte Überarbeitung wurde unter Berücksichtigung der Erkenntnisse aus dem Costa Concordia Unglück gemacht und stammt aus 2020.
Dass da natürlich Welten dazwischen liegen, zeigt das von der Titanic abgegebene Notsignal. Das deutsche Morse Notsignal SOS oder —–––— wurd 1906 international eingeführt. Es setzte sich wegen seiner prägnanten Gruppe von drei Mal kurz, dreimal lang und wieder dreimal kurz durch. Die Bedeutung Save Our Souls oder Save Our Ship wurde erste später hineingedichtet. Wie langsam sich solche Standards durchsetzten, zeigt auch der erster Funker auf der Titanic. Er wurde erst von seinem Kollegen darauf hingewiesen, dass SOS (seit 6 Jahren) das gültige Notzeichen sei. Naturgemäß gilt SOLAS heute auch für uns Yachties und wir sind glücklich, dass uns Techniken wie AIS, EPIRP, RADAR und GPS zur Verfügung stehen und sich in Sicherheitsfragen enorm viel getan hat.
Nur eines gilt damals wie heute. Der Schiffsführer hat bei einem Notfall an Bord zu bleiben und dafür zu Sorgen, dass die Crew in Sicherheit gebracht wird. Er ist der Letzte, der das Schiff verläßt. Der Kapitän der Costa Concordia kann darüber jetzt im Gefängnis nachdenken.
Der Bulgare Petar Petrow hingegen war erster Mechaniker an Bord des Kreuzfahrtschiffes und unter den letzten drei Mannschaftsmitglieder, die das Schiff verließen, nachdem die Rettungsaktion völlig unter der Kontrolle der Küstenwache war. Dafür wurde er mit dem Bürgerpreis des Europäischen Parlaments ausgezeichnet.