Die Freude war sehr groß als ich nach ausgiebiger Theorie- und Praxisprüfung den österreichischen Schein für das küstennahe Segeln, hierzulande FB2 genannt, in Händen hielt. Aber ich bekam nicht nur den ersehnten Schein von der Segelschule überreicht sondern auch ein schönes T‑Shirt. “Trust me, I’m a Skipper”, ist darauf Weiß auf Blau zu lesen. Kann man mir jetzt vertrauen, weil ich die amtliche Berechtigung habe, ein Schiff zu führen?
Mein Weg zum FB2 war ja durchaus nicht der schnellste. Als Jugendlicher war ich mit einer Leisure 17 viel und gerne segeln. Dann war 20 Jahre Pause bis es mich wieder aufs Schiff zog. Ich buchte meinen ersten Ausbildungstörn und war entschlossen, den FB2 zu machen. Das ist nun auch schon wieder 16 Jahre her. Zugegeben, den Schein könnte man auch in etwas kürzerer Zeit machen. Aber immerhin konnte ich als Segelschüler, Crewmitglied, Rudergänger oder Wachführer das Vorbild Skipper ausgiebig studieren.
Das fing gleich beim ersten Törn an. Unser Skipper wußte viele interessante Geschichten übers Segeln zu erzählen. Dies tat er am Liebsten beim gemeinsamen Abendessen begleitet von viel Bier und Schnaps. Leider war er aber auch etwas sonnenlichtscheu und hielt sich unter Tags gerne in seiner Koje auf und überließ uns das Schiff zum Seemeilensammeln. “Weckt mich auf, wenn ihr ein Problem habt!”
Um das Leben auf dem Meer dann noch etwas besser kennenzulernen, habe ich einen dreiwöchigen Mittelmeertörn gebucht. Es war eine wunderschöne aber nicht mehr ganz frische 60 Fuß Ketch mit einem richtigen Seebären als Skipper. Er trank schon zum Frühstück die erste Dose Bier. Seekarten, weder digital noch auf Papier, gab es keine, die Ankerwinde war im Eimer, ebenso das Echolot und manchmal fielen Nieten aus dem Rigg herunter. Mein anfängliches ehrfürchtiges Vertrauen wurde mit jeder Seemeile etwas kleiner.
Nachdem ich so meine Erfahrungen und Meilen gesammelt hatte, stand die Teilnahme an einer Regatta auf meinem Plan. Beim ersten Abend des Kennenlernens der Crew war die Vorfreude groß und die Stimmung ausgelassen und unser Skipper hat auch gezeigt, dass er auch recht trinkfest ist. Schön langsam hatte ich das Gefühl, dass Trinkfestigkeit eine Voraussetzung ist, um Skipper zu sein. Aber unser Skipper hatte dann wohl doch etwas zuviel geschluckt. Kurzum, er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Er setzte mitten in der Nacht in der Marina einen Mayday am Funkgerät ab, fuhr mit laufendem Motor in die Leinen und stand mit der Taschenlampe winkend an Bord. Zwei Mitseglerinnen verbarrikadierten sich aus Angst in der Bugkabine. Ja es brauchte schon einige Überzeugungskraft und die Autorität der italienischen Carabinieri, um ihn endlich in seine Koje zu bringen.
Zum Glück habe ich aber inzwischen die Skipperin meiner Träume gefunden. Um die Zeit gemeinsam beim Segeln zu verbringen, wurde wieder das Thema Segelschein relevant. So haben wir sehr sorgfältig die Angebote studiert, um die perfekte Segelschule* gefunden. Unsere Skipper waren exzellente Trainer, wir haben bis zur Erschöpfung geübt und hatten sehr viel Spaß. Mit viel didaktischem Gespür und ohne Skipperallüren wurden wir darauf vorbereitet, welche Verantwortung es bedeutet ein Schiff zu führen.
Und dass wir hier richtig aufgehoben waren, war uns auch gleich nach der ersten Besprechung mit unserem Skipper klar: “Kein Alkohol beim aktiven Segeln! Vor Anker und im Hafen nur in Maßen. Bei Nichtbeachtung: Törnausschluss!”.
mar
* wir können die Segelschule B3 on Water nach bestem Wissen und Gewissen weiterempfehlen.